Anreise
Von Murgab haben wir ein Sammeltaxi nach Osch genommen. Dabei darf man sich ein Taxi nicht im eigentlichen Sinne vorstellen. Dabei handelte es sich um richtige Jeeps mit 4×4 Antrieb, was auch unbedingt notwendig ist. Unser Auto war ein Toyota LandCruiser (V8). Mit uns reisten noch sechs weitere Passagiere und viel Gepäck. Wir vereinbarten einen Fahrpreis von 200 TJS (ca. 24 EUR). Es wurden für die 430 km eine Fahrzeit von 10 Stunden veranschlagt. Das sollte sich jedoch als unrealistisch heraus stellen. Denn kurz vor dem tadjikischem Grenzübergang erhielt unser Fahrer einen Anruf, dass der Kyzylart Pass aufgrund von Schneetreiben gesperrt sei.
Kyzylart Pass mit Statue eines Marco Polo Schafes
Tadjikischer Grenzübergang
An der Grenze sammelte unser Fahrer die Pässe aller Passagiere ein und verschwand damit in dem Zollhaus. Den Grenzbeamten war es scheinbar zu kalt um heraus zu kommen. Nach einer gewissen Zeit kam er mit den abgestempelten Pässen zurück und ein Beamter öffnete nochmal meine Autotür, begrüßte mich und fragte, ob ich Russisch spreche. Als ich dies verneinte, verzog er sich schnell wieder in sein warmes Zollhaus.
So, jetzt waren wir aus Tadjikistan ausgestempelt. Aber es stand ja noch im Raum, dass die Straße gesperrt ist. Nun gingen uns Gedanken durch den Kopf – was passiert, wenn wir es nicht bis Kirgistan schaffen und wieder zurück nach Tadjikistan fahren müssen und wir kein neues Visum haben.
Zwischen dem tadjikischem und kirgisischem Grenzübergang sind noch ca. 15 km Niemandsland. Bevor es wirklich weiter ging verbrachten wir noch zwei Stunden in einem Bauarbeiterhäuschen. Diese nahmen via Satelittentelefon immer wieder Kontakt zu den Straßenarbeitern auf und irgendwann hieß es, wir können weiter fahren.
Kirgisischer Grenzübergang
Hier folgte wieder dasselbe Spiel. Wir stiegen aus und unsere Pässe wurden ohne jegliche Fragen einfach abgestempelt. Der Grenzübergang hätte so schön sein können, wenn da nicht die schlechten Strassenverhältnissen im Winter gewesen wären. An der Grenze trafen wir dann zwei weitere Jeeps mit mehreren Familien drin. Diese mussten bereits eine Nacht an der Grenze übernachten, da der Pass unpassierbar war und es seit zwei Tagen kein Auto mehr von Osch hier hoch geschafft hat. Die Stimmung war jetzt wirklich angespannt, mussten wir uns doch darauf einstellen hier zu übernachten – auf 4500 m Höhe bei -25 Grad. So hatten wir uns Weihnachten eigentlich nicht vorgestellt.
Weiterreise
Irgendwann entschied unser Fahrer – wir fahren weiter. Die anderen zwei Jeeps folgten uns. Aber weit kamen wir nicht. Die komplette Straße war zugeschneit und für uns unüberwindbar. Aus unerklärlichen Gründen wollte unser Fahrer dann eine Schneerampe graben, um auf die 3 Meter tiefer gelegene Fahrbahn zu gelangen. Uns wurde die Sache jetzt zu heikel und wir stiegen aus, wollte unser Fahrer doch tatsächlich mit dem ca. 3 Tonnen-Auto die angewehte Schneerampe herunterfahren (man sank dort selber schon bis zu den Hüften ein). Das hätte mit Sicherheit bedeutet, dass wir stecken geblieben wären. In diesem Moment sahen wir einen Schaufelbagger um die Kurve am Ende der “Straße“ biegen und hinter ihm mehrere Jeeps aus Osch. Wir haben ihn unser Christkind genannt. Nachdem er die Piste vom größten Schnee befreit hatte, ging die Fahrt weiter. Kurz darauf stoppte unser Fahrer wieder, stieg aus und breitete daraufhin erstmal seinen Gebetsteppich aus und dankte Allah bei -25 Grad.
Fazit
Der eigentliche Grenzübergang hätte entspannter nicht sein können – keine Fragen, keine Gepäckkontrollen – einfach Pass abgeben und Stempel erhalten. Wahrscheinlich dachten sich die Beamten, wer so verrückt ist im Winter in den Pamir zureisen, ist gestraft genug. Landschaftlich gesehen war die Strecke wirklich schön und wir haben auch die seltenen Marco Polo Schafe gesehen. Leider konnten wir dies aufgrund der angespannten Situation nicht wirklich genießen.