Die nördliche Region Swanetien ist sicher eine der sehenswertesten Ziele in Georgien. Deshalb stand sie auch auf unserer Liste ganz weit oben. Nach der Ankunft in Batumi und der Beantragung des Iran-Visums (1-2 Wochen Wartezeit), beschlossen wir also zusammen mit Daniela & Daniel einen Jeep zu mieten, um diese historische Region zu erkunden.
Der Mietwagen
Bei der Suche nach einer Autovermietung landeten wir bei “Can” – er kam aus der Türkei und wie Daniel später in Erfahrung bringen sollte nicht ganz freiwillig. Er hatte dort wohl “Meinungsverschiedenheiten” mit der Polizei. Er hatte eine ganz besondere Perle der Automobilkunst für uns und zwar einen Mitsubishi Pajero.
Nach einer äußerlichen Begutachtung und der Zustimmung aller, unterschrieb Daniel den in Georgisch gehaltenen mehrseitigen Vertrag. Schon eine skurile Situation, da Can uns noch kurz vorher erzählte auch kein Georgisch lesen zu können. Erst danach wies er die Männer darauf hin, dass wir den Hebel für den 4-Radantrieb nicht verwenden dürfen (“never ever use it”). Dabei hatten wir zu Beginn doch extra nach einem Fahrzeug mit 4×4 gefragt- nun war es zu spät :-).
Nach den ersten Metern fiel uns die spannende Bremse auf. Trat man hinein, bremste sie. Doch blieb man auf halbem Weg darauf stehen, sackte sie langsam Richtung Boden – ähnelte also eher einem Blasebalk.
Weitere Features waren unter anderem die Wahl zwischen Licht und Radio. Nur wenn das Licht aus war, konnten wir dem Radio ein Rauschen entlocken.
Das Licht selber war derart hell, dass es mit der Strahlkraft einer Kerze zu vergleichen war. Besonders in den nicht asphaltierten Tunneln ohne Beleuchtung sorgte dies für heitere Momente im Fahrzeug.
Damit sich der Fahrer auch an das Geschwindigkeistempo hielt, war im Fahrzeug eine automatische Begrenzung verbaut. Auf gerader Strecke fing ab Tempo 70 km/h das Auto zu schaukeln an, was sich mit jeder Bodenwelle verschlimmerte. So konnten wir wenigstens die Landschaft genießen.
Trotz aller Widrigkeiten haben wir die Tour unbeschadet überstanden und es sogar bis nach Ushguli geschafft. Als Daniel bei der Rückgabe Can auf das “lustige Auto“ ansprach entgegnete er “Yes i know. This is Georgian standard. But you are alive“.
Zwischenstopp in Sugdidi
Unsere erste Station war die Stadt Sugdidi, die eigentlich nicht viel an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, aber Durchgangstadt ist um nach Mestia zu gelangen. Als wir am frühen Abend ankamen, hatten wir größte Mühe noch ein Plätzchen zum Schlafen zu finden. Eigentlich peilten wir ein Guesthouse an, welches wir bei booking.com gesehen hatten. Dort stand jedoch nur ein Lokal. Schnell holten die Leute im Lokal “Georgio” (den eigentlichen Namen haben wir vergessen, aber wir waren auf der Suche nach dem Guesthouse Georgio 🙂 ), der gleich ein Geschäft witterte und uns bei sich übernachten ließ. Weil es schon zu spät war und wir von der Suche völlig entnervt waren, entschieden wir uns eine Nacht in der dreckigen und abgewohnten Bude mit durchgelegenen Matratzen zu nächtigen. Die Situation ließ sich nur mit viel Bier (gibt es in Georgien in 2 l Flaschen) und Humor ertragen.
Nach einer kurzen Nacht, die wir aus hygienischen Gründen in unseren Schlafsäcken verbrachten, waren wir am nächsten Morgen froh, schnell weiterzufahren. Bei all der Eile blieb leider Matthias Regenjacke im Zimmer liegen. Nachdem wir zwei Tage später auf dem Rückweg nochmal nachfragten, war Sie natürlich nicht mehr da.
Mazeri
In Swanetien war unsere erste Station Mazeri, welches ein wirklich kleines Dorf auf über 1600 m Höhe ist. Das Wetter meinte es leider nicht gut mit uns und es goß den ganzen Tag in Strömen. Von unserem Guesthouse hatten wir einen schönen Blick auf den Mt. Ushba. Und bei einer Mutti im Dorf konnten wir uns in der warmen Küche aufwärmen und bekammen leckeren Kortoffelbrei mit Käse zu probieren.
Mestia
Mestia gehört mit seinen typischen Wehrtürmen zum UNESCO- Weltkulturerbe. Diese dienten im Mittelalter als Schutz vor Feinden und Naturkatastrophen und waren gleichzeitig Signaltürme und Wachposten.
Ushguli
Lange überlegten wir, ob wir bei schlechtem Wetter (ständig Regen) und noch schlechteren Strasse mit unserem wackeligem Auto überhaupt bis nach Ushguli fahren sollen. Letztendlich entschieden wir uns dafür und es war ein einmaliges Erlebnis. Ushguli ist ein märchenhaftes Bergdorf im Kaukasus, welches lange als das höchstliegende dauerhaft bewohnte Dorf Europas zählte.
Kamen wir noch bei klarer Sicht und Sonnenschein im Dorf an, sollte sich das Wetter schnell ändern und es gab den ersten Schnee und bittere Kälte. Hoffentlich bleiben wir jetzt nicht für die nächsten sechs Monate eingeschneit, dachten wir. Nachdem wir mit unserem Gastgeber eine Flasche Chacha (hochprozentiger georgischer Schnaps) leeren mussten, erbarmte er sich und machte für uns den Kamin an.
Am nächsten Morgen fing es, Gott sei Dank schon wieder an zu tauen und wir machten noch einen längeren Spaziergang durch die wunderschöne Landschaft. Ushguli wirkt teilweise wie ein riesiges Freilichtmuseum, wo die Menschen heute noch die Felder mit Ochsenkarren bearbeiten.
Frank und ich wünschen Euch weiter viele tolle Erlebnisse! Freue mich schon auf Eure nächsten Erlebnisse! Monika