Wer diesen Blog verfolgt und unsere bisherigen Berichte aus dem Iran gelesen hat, denkt beim Titelbild jetzt vielleicht, wir sind schon wieder im Iran gelandet. Zugegeben, es werden jetzt noch ein paar Bilder von Moscheen und Medressen folgen. Aber genau das ist es, was Usbekistan und vor allem die Städte Buchara und Samarkand ausmacht. Im “Herz der Seidenstraße” sind sie ein Magnet für Leute, die an der Geschichte und Kultur Zentralasiens interessiert sind.
Von Khiva sind wir per Sammeltaxi nach Buchara gefahren und hatten dabei das Glück, die Kältefront von mehr als -10°C hinter uns zu lassen. In Buchara freuten wir uns, über die für diese Jahreszeit unüblichen Plusgrade.
Buchara
Das Zentrum von Buchara gehört seit 1933 zum UNESCO-Weltkulturerbe und vor Ort konnten wir uns auch den Grund dafür anschauen. Denn es hat sich bis heute den mittelalterlichen Flair einer zentralasiatischen Stadt bewahrt. Buchara liegt in einer Oase, die von der Mündung des Flusses Zarafshan gebildet wurde. Die genaue Gründungszeit ist bis heute unbekannt. Jedoch konnten die ältesten Funde von Tontöpfen bis zu den Feldzügen Alexander des Großen (3. und 2. Jahrhunderts v. Chr) zurückdatiert werden.
Medresse Kukeldash
Im 8. Jahrhundert wurde Buchara Hauptstadt des mächtigen Reiches der persischen Samaniden, womit der eigentliche Aufstieg der Stadt begann. Das Handwerk und der damit einhergehende Handel florierten und auch Kultur und Religion spielten eine immer wichtigere Rolle. Mit der Zeit wurde Buchara die Drehscheibe des internationalen Warenaustausches zwischen Ost und West und damit zu einem Zentrum der Seidenstraße. Wie der Name schon sagt, waren Stoffe, Wolle und Teppiche die wichtigsten Güter. Aber auch Metallgefäße, Honig, Nüsse, Waffen, Sklaven und Pferde wechselten hier den Besitzer.
Schon bei unserer Ankunft und der Wahl unseres Hotels wurden wir gefühlt in die Vergangenheit katapultiert. Denn unser Hotel war im Stil einer alten Medresse gehalten. Da aktuell Nebensaison war, konnten wir einen richtig guten Preis herausschlagen.
Von der Blütezeit Bucharas zeugen heute noch die absolut beeindruckenden Moscheen und Medressen, die historischen Gewölbe des Marktes, sowie die Wandgemälde, die man hier entdecken kann. Im Zentrum der Stadt befindet sich ein kleiner See inklusive Park, wo sich nicht nur viele Touristen tummeln, sondern auch Einheimische, um auf einer der Bänke zu entspannen. Aber auch Brautpaare kommen hier her, um Fotos vor der Kulisse der wunderschönen Medresse Nadir Devon Begi zu machen. Gleich daneben findet sich die bereits zuvor gezeigte Medresse Kukeldash.
Besonders fällt hier die Statue von Nasreddin Hodscha auf einem Esel auf. Er wird gerne als “Till Eulenspiegel” der islamischen Welt bezeichnet und ist berühmt für unzählige Kurzgeschichten und Scherze. Eine davon wollen wir hier kurz wiedergeben:
Dein Topf ist gestorben
Der Hodscha hat sich von einem Nachbarn einen Topf ausgeliehen, den er ihm, nachdem er ihn gebraucht hat, zurückgibt. In den Topf aber hat er einen kleineren gestellt, und als der erstaunte Nachbar fragt, was das denn bedeute, antwortet er:»Der Topf war wohl trächtig, er hat ein Junges bekommen.«
Nach einiger Zeit leiht sich der Hodscha wieder einmal den Topf vom Nachbarn aus. Die Zeit vergeht, aber der Hodscha gibt den Topf nicht wieder zurück. Schließlich verlangt der Eigentümer seinen Topf zurück. Doch der Hodscha meint betrübt: »Mein Beileid, dein Topf ist leider gestorben.«
»Seit wann kann denn ein Topf sterben?«, fragt der Nachbar.
»Oho, Herr Nachbar«, erwidert da der Hodscha, »dass Töpfe Junge kriegen können, glaubst du, aber dass sie sterben, das glaubst du nicht?«
Wenige Meter weiter Richtung Westen erreicht man einen der alten Basare. Das orientalische Gewölbe des Toqi Telpakfurushon sorgt bei zu heißen Temperaturen für Abkühlung. Durchquert man diese Anlage kann man die beiden beeindruckensten Bauwerke nicht verfehlen. Die Medresse Mir Arab sowie die direkt gegenüberliegende Moschee Masjidi Kalon. Zusammen gehören sie aus unserer Sicht zu den Höhepunkten in einer Stadt, wo man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus kommt.
Verfolgt man den eingeschlagenen Weg nach Westen weiter, landet man beim Ark von Buchara. Diese Zitadelle diente als Regierungssitz der Khane und Emire. Leider wurde bei der Eroberung durch die Rote Armee 1920 ein Großteil des Inneren bei der Bombardierung zerstört. Einen Besuch fanden wir trotzdem lohnenswert. Denn unser Guide erklärte uns im Museum anschaulich die Geschichte Zentralasiens mit den verschiedenen Herrschern, Kriegen und Grenzverläufen.
Ark von Buchara
Nach drei Tagen ging es weiter in die nächste Oasenstadt nach Samarkand. Da die Züge leider schon ausgebucht waren, mussten wir die Strecke wieder mit einem Sammeltaxi zurück legen.
Samarkand
Analog zu Buchara wurde Samarkand als Oasenstadt gegründet (vermutlich um 750 v. Chr.) und gelangte durch seine exponierte Lage an der Seidenstraße zu Reichtum. Auch diese Stadt verschonte Dschingis Khan nicht und die Mongolen zerstörten sie 1220. Erst zweihundert Jahre später sollte sie Hauptstadt des Großreiches von Timur werden, der die Stadt prachtvoll ausbauen ließ.
Das Zentrum von Samarkand ist ohne Zweifel der Registanplatz, welcher von den drei Medressen Ulugbek-Medresse (1417–1420), Sher-Dor-Medresse (1619–1636) und Tilya-Kori-Medresse (1646–1660) umringt wird. Wie schon in Khiva und Buchara konnten wir auch hier wieder einige Brautpaare inklusive Kameramann, Fotograf und Gefolge beobachten.
Für Frühaufsteher bietet sich die Möglichkeit, einen der Minarett-Türme zu besteigen – natürlich inoffiziell. Denn am Abend flüsterte uns einer der Wachleute zu, dass er uns morgen früh gegen 7:00 Uhr auf einen der Türme lassen würde. Das hier ein kleiner Obulus erwartet wird, versteht sich von selbst. Uns reichte die Besichtigung ohne Turmbesteigung vollkommen aus.
Da Samarkand auch die Heimatstadt von Islam Karimow ist, wurde er natürlich auch hier beigesetzt. Im Shohizinda Ensemble erwies man ihm das letzte Geleit, welches eine riesige Begräbnisstätte ist, deren Anblick von Außen sehr beeindruckend war. An der Moschee Hazrati Khizir befand sich eine Gedenkstätte, wo heute noch tausende Usbeken hin pilgern um zu Trauern. Auch der russische Präsident Vladimir Putin kam am 06.09.2016 hierher, um Islam Karimow zu gedenken und legte Blumen nieder.
Shohizinda Ensemble
Gleich daneben findet sich auch der beeindruckende Friedhof. Für uns ist es immer interessant zu sehen, wie andere Kulturen mit dem Tod umgehen und dies auch in Form der Grabstätten zeigen.
Friedhof in Samarkand
Um beim Thema zu bleiben, soll auch das Gur-Emir-Mausoleum, die Grabstätte des Herrschers Timur, erwähnt werden.
Zu guter Letzt noch ein kleiner Geheimtipp für Interessierte. Vor über 150 Jahren war Samarkand neben Buchara die größte jüdische Gemeinde Zentralasiens – mit fast 20.000 Mitgliedern. Die Stadt Buchara gab ihnen den Namen “Buchara-Juden” – so wie sich die meisten Juden in Usbekistan und Tadjikistan noch heute nennen. Doch seit der Gründung Usbekistans 1991 verlassen immer mehr von Ihnen das Land. Es zieht sie nach Israel oder in die USA. Die Gumbaz-Synagoge ist ein Zeugnis dieser Gemeinde. Wir sind zum Glück dem Hausherr begegnet, der unsere suchenden Blicke zu deuten wusste. Denn die Synagoge ist gut in den engen Gassen versteckt. Er lud uns ein die Synagoge zu besichtigen und erklärte uns etwas über deren Geschichte. Aktuell habe die Gemeinde gerade noch 20 Mitglieder.
Zusammenfassend waren die Städte Buchara und Samarkand eine echte Zeitreise. Ist man interessiert an der Geschichte Zentralasiens und will sich in die Erzählungen von 1001 Nacht entführen lassen, dann sagen wir “Auf nach Usbekistan!”.