Auf den Spuren des Vietnamkrieges

Länder , Vietnam Mrz 13, 2017 No Comments
Kindergemälde im "War remnants museum" in Saigon

Der Vietnamkrieg war einer der längsten und blutigsten Kriege des 20. Jahrhunderts. Hierzu mal ein paar traurige Fakten. Der Krieg forderte drei Millionen Todesopfer, wovon zwei Millionen Zivilisten waren. Die meisten starben durch die Flächenbombardements der US-Luftwaffe. Insgesamt warfen die USA fast 15 Millionen Tonnen Sprengstoff auf Vietnam ab. Dies war mehr als doppelt so viel, wie im Zweiten Weltkrieg.

Während unserer Reise durch das Land waren wir auch auf den Spuren des Vietnamkrieges unterwegs und besuchten u.a. den A1 Hügel in Dien Bien Phu, die Demilitarisierte Zone mit dem Vinh Moc Tunnel und das “war remnants” Museum in Ho-Chi-Minh Stadt.

 

Die Schlacht um Dien Bien Phu

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Frankreich sein Kolonialreich in Indochina. In den darauffolgenden Jahren entstand im Norden Vietnams die Demokratische Republik Vietnam unter dem Präsidenten Ho Chi Minh. Frankreich wollte dies nicht akzeptieren, was schließlich zum Indochinakrieg führte. Schnell wurde dieser Konflikt Teil des Kalten Krieges – die UdSSR und China unterstützten die Vietnamesen und Frankreich wurde von den USA finanziert.

Im Kampf gegen die vietnamesischen Rebellen (Vietminh) landeten im November 1953 mehr als 4000 Fallschirmspringer in dem bis dato unbedeutenden Ort Dien Bien Phu. Aufgrund seiner strategischen Lage nahe der Grenze zu Laos, wollte man hier die Vietnamesen vom Nachschub aus dem Norden abschneiden. Der französische Plan scheiterte jedoch glanzlos. In einer logistischen Meisterleistung transportierten die Vietminh ihre schwere Artillerie in Einzelteilen über die Berge und bauten sie schließlich in Dien Bien Phu wieder auf und brachten sie in Stellung. So gelang es ihnen die französischen Streitkräfte einzukesseln, was am 08.05.1954 zu deren Kapitulation führte. Damit wurde das Ende der französischen Kolonialherschaft in Indochina besiegelt.

Heute kann man in Dien Bien Phu den Hügel A1 besuchen, der bis zum Schluss einer der umkämpftesten Stellungen war. Vietnamesische Bergleute hatten diese Stellung untertunnelt und dort eine Tonne Sprengstoff zur Explosion gebracht.

Es ist schon ein beklemmendes Gefühl auf diesem Hügel zwischen Einschlagskratern und Schützengräben entlang zu laufen. Viele Vietnamesen pilgern an diesen Ort in Gedenken daran, wie es eine einfache Bauernarmee geschafft hat eine Kolonialmacht zu besiegen. Für uns war es etwas befremdlich Touristen im “military look” zu beobachten, die freudestrahlend Selfis auf den Panzern machten. So gerät schnell in Vergessenheit, dass in dieser Schlacht rund 2000 französische Soldaten und mehr als drei mal soviele Vietnamesen ums Leben kamen.

Hinter dem A1 Hügel befindet sich ein Kriegsgräberfriedhof. Auf diesem waren wir übrigens die einzigen Besucher. Leider scheint es interessanter zu sein sich Kriegsmaschinerie anzuschauen, als den Opfern zu gedenken.

 

Demilitarisierte Zone (DMZ)

"Demilitarisierte Demilitarisierte Zone entlang des Ben Hai Flusses

In der Genfer Indochina-Konferenz 1954 wurde die provisorische Teilung des Landes entlang des 17. Breitengrades beschlossen. Dabei bildete der Ben Hai Fluss die Demarkationslinie zwischen Nord- und Südvietnam. Ein Gebiet von jeweils 5 km zu beiden Seiten sollte bis zu den Wahlen 1956 militärfreies Niemandsland sein. Faktisch zerfiel das Land somit in ein kommunistisch regiertes Nordvietnam und eine Militärdiktatur in Südvietnam. Zu den Wahlen 1956, die eine Wiedervereinigung des Landes herbeiführen sollten, kam es jedoch nicht. Aus Furcht vor einem Sieg der Kommunisten, die damals höchstwahrscheinlich gewonnen hätten, verhinderte Südvietnam (mit Hilfe der USA) die Wahlen. Schließlich griffen 1964 die USA direkt in den Vietnamkrieg ein und bombardierten Nordvietnam. Sie befürchteten vorallem eine kommunistische Machtübernahme in ganz Südostasien. Die kriegerischen Auseinandersetzungen sollten über 10 Jahre anhalten. Bis schließlich die Kommunisten am 30. April 1975 Saigon überrannten und so das Ende des Krieges herbeiführten.

 

Die Tunnel von Vinh Moc

"Raketen Raketen und Bomben in Vinh Moc

Der Begriff Demilitarisierte Zone ist schon etwas absurd, schließlich war dies eine der am stärksten vom Krieg versehrten Regionen der Welt. Ein Mahnmal dafür sind die Tunnel von Vinh Moc. Dieses Tunnellabyrinth wurde 1965/1966 geschaffen. Es handelt sich dabei um eine dreistöckige Anlage mit bis zu 20 m Tiefe, in der die Menschen während des Krieges lebten und Schutz fanden. Das unterste Level diente als Warenlager, das mittlere als Rückzugsort bei Bombardements und das obere als Lebensraum.

Ein Besuch des Vinh Moc Tunnels war wirklich bedrückend. Kaum zu glauben, wie die Menschen in den engen Räumen, der stickigen Luft bei fast kompletter Dunkelheit oft monatelang ausharren konnten. Hier lebten mehr als 300 Menschen über sechs Jahre lang und sogar 17 Kinder wurden in dem Tunnel geboren. Das System hatte mehrere Eingänge und Belüftungsschächte. Nach bereits wenigen Minuten unter der Erde waren wir alle froh wieder frische Luft zu schnappen und das Tageslicht zu sehen. Dieser Tunnel diente wirklich als Lebensraum, im Gegensatz zu den Cu Chi Tunneln bei Ho-Chi-Minh Stadt, die für Kampfaktionen genutzt wurden.

 

Kriegsrelikte (war remnants) Museum in Ho-Chi-Minh Stadt

Mit gemischten Gefühlen besuchten wir das “war remnants museum” in Ho-Chi-Minh Stadt. Dieses Museum wurde kurz nach Kriegsende 1975 errichtet und hieß damals noch “Museum der amerikanischen und chinesischen Kriegsverbrechen”. Dieser Name schreckte jedoch viele Besucher ab, sodass man zunächst 1990 das “chinesischen” wegließ und 1994 den Namen ganz änderte. Um ehrlich zu sein beschreibt der erste Name die Exponate des Museums treffender. Denn hier geht es vorallem darum die Gräueltaten der amerikanischen Kriegsführung in Vietnam darzustellen.

Am Vorplatz des Museums befinden sich Panzer, Flugzeuge, Bomben und anderer Kriegsschrott, die im Krieg erbeutet wurden. Ebenfalls auf dem Außengelände und besonders schockierend war eine Ausstellung über Folter- und Verhörmethoden, sowie Hinrichtungsarten.

Im Inneren des Museums wird die drastische Brutalität des Krieges anhand von Fotogalerien deutlich. In den Bildern geht es auch um den Einsatz von Napalm und dem Entlaubungsmittel Agent Orange, welches gravierende Folgen für die Bevölkerung bis heute hat. So wurde eine Zunahme von Mißbildungen bei Kindern, Tumorerkrankungen und verherende Umweltzerstörungen in den darauffolgenden Jahren verzeichnet.

Man sieht zumindest auch Bilder von Anti-Kriegs-Demonstrationen in den USA. Jedoch geht das Museum nicht auf die Gewalttaten der Vietcong an der südvietnamesischen Zivilbevölkerung ein. Auch das Schicksal der Soldaten, die auf der Seite des Südens gekämpft haben und nach dem Krieg in Arbeits- und Umerziehungslagern gehalten wurden, findet keine Erwähnung.

Auch 40 Jahre nach Ende des Krieges sind die Auswirkungen dessen immer noch spürbar. Einige Teile des Landes sind noch vermint und das von den Amerikanern eingesetzte Gift Agent Orange führt immer noch zu organischen Missbildungen.

Auch wenn man sich im Urlaub ungern mit dem Thema Krieg beschäftigt war es für uns wichtig, die Geschichte des Landes zu verstehen.

Tabea

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