Unsere ersten Eindrücke von China

China , Länder Jan 19, 2017 3 Comments
Matthias in China

Nach fast zwei Monaten in Zentralasien ging die Reise weiter nach China und hier erwartete uns eine ganz neue Kultur und Sprache mit den damit verbundenen Herausforderungen. Unsere Anreise mit dem Zug schildern wir in der Rubrik Grenzübergänge – https://liebenlebenreisen.de/grenzuebergaenge/dostyk-alashankou/. In dem folgendem Beitrag beschreiben wir einen ganz normalen Tag, wie wir ihn am Anfang in China erlebt haben.

 

Die Provinz Xinjiang

Unsere ersten Tage verbrachten wir in Urumqui und Turpan. In dieser Gegend lebt die vorallem muslimisch geprägte Minderheit der Uiguren, welche eine Autonomie von China anstreben. In der Vergangenheit kam es hier immer wieder zu Anschlägen und zu blutigen Auseinandersetzungen mit chinesischen Sicherheitskräften, welche mit harter Hand durchgriffen.

Was uns als erstes auffiel war die extrem hohe Polizeipräsenz. Alle Straßen und Plätze waren Video überwacht. Vor jedem Geschäft, Restaurant, Hotel und selbst bevor man in den Linienbus einstieg, gab es eine Sicherheitskontrolle. Einige Han-Chinesen trugen eine rote Armbinde, was sie wohl dazu legetimiert Kontrollen durchführen zu dürfen.

Mann mit roter Armbinde
Mann mit roter Armbinde

 

Peking Time

Morgens hatten wir echt Schwierigkeiten aus dem Bett zu kommen, denn um 10 Uhr war es immer noch stockdunkel. Das lag daran, dass es in ganz China nur eine Uhrzeit gibt – die Peking Time. Deshalb wurden unsere Uhren im Vergleich zu Kasachstan nochmal zwei Stunden vorgestellt.

 

Frühstück

Um 12 Uhr schafften wir es dann aufzustehen und machen uns erstmal auf die Suche nach was zu Essen. Draußen war es mit -15 Grad bitterkalt. An einem kleinen Straßenstand erspähte ich etwas, was vegetarisch sein könnte. Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht und ich bekam eine Art gewürzten Kartoffelteig zu essen. An einer anderen Fressbude standen viele Leute an. Diese nannte sich „Happy duck“ und die frittierten Entenköpfe schienen besonders begehrt zu sein – wir lehnten dankend ab.

 

Chinesische Nasenrachenpflege

Auf der Suche nach einem Cafe schlenderten wir gemütlich durch die bereits für Neujahr geschmückten Straßen, als plötzlich ein Mann neben uns eine abartige Nasenrachenpflege betrieb. Ein Foto dessen ersparen wir euch. An das ständige Rotzen und Spucken konnten wir uns in China nicht gewöhnen. Der Appetit auf einen Kaffee war uns danach vergangen.

 

Touristeninformation

Plötzlich sahen wir von Weitem eine „Tourist information center“. Wir waren überglücklich, vielleicht spricht dort jemand Englisch und kann uns weitere Reisetipps geben. Leider hatten wir uns mal wieder, zu früh gefreut. Die „Touristeninformation“ entpuppte sich als kleiner „Tante Emma“ Laden und Englisch sprach hier Niemand. Von diesen kleinen Häuschen, die sich fälchlicherweise Toristeninformationen nannten, sahen wir noch drei weitere in der Stadt.

 

Zugtickets

Unsere nächste Aufgabe des Tages bestand darin, unsere bereits über CTrip gebuchten Zugtickets von Turpan nach Liuyuan ausdrucken zu lassen. Der Ticketschalter in der Stadt machte gerade Mittagspause, also hieß es mit dem Bus zum 10 km entfernten Bahnhof zufahren. Dort angekommen, mussten wir uns erstmal einem gründlichen Bodycheck und einer Gepäckkontrolle unterziehen. Matthias hatte noch eine Wasserflasche im Rucksack. Die Beamten gaben ihm zu verstehen, dass er daraus einen Schluck trinken solle um sicher zu stellen, dass er kein Gift dabei hatte.

Am Bahnhof gab es dann drei Ticketschalter. Der eine nannte sich „Window for disabled people“ und war nicht besetzt. Die anderen zwei Schalter waren für „watch people“ und für „member of party“. Okay, da wir kein Parteimitglied sind, stellten wir uns bei „watch people“ an, was auch immer das bedeuten sollte. Der Mann am Schalter nahm unser Handy mit der Buchungsbestätigung und unseren Pässen entgegen und ohne ein Wort bekamen wir in wenigen Minuten unsere Tickets ausgedruckt. Wir waren richtig stolz auf uns, dass wir das mit den Fahrkarten allein so gut hinbekommen hatten. Die Freude hielt nicht lange an. Mit einem Blick auf die Tickets stellten wir fest, dass Matthias einen Sitzplatz im Wagon 2 und ich einen im Wagon 11 bekommen haben. Da es aussichtslos war sich nochmal anzustellen und zu fragen, ob es noch Sitzplätze nebeneinander gibt, mussten wir wohl oder übel die Fahrt in getrennten Abteilen verbringen.

 

Auf der Post

Zurück in der Stadt gingen wir zur Post und fragten, ob sie auch Postkarten verkaufen. Nach längerem Suchen fand die Angestellte eine Art Klappkarte mit einem Hahn drauf. Wir beschlossen die Karte gleich zu schreiben und beschrifteten sie mit der gewünschten Adresse. Die angegebene Postleizahl stellte die Mitarbeiterin jedoch vor größere Probleme, da sie diese nirgendwo finden konnte.

Grußkarte aus China Grußkarte aus China

Es vergingen 30 Minuten und wir fragten uns, wo das Problem war. Die können doch die Karte einfach nach Deutschland befördern und dort kennen sie die PLZ und werden sie schon weiterleiten. Aber in China ist einfach nichts logisch. Wir wurden gebeten nochmal einen Nummerncode unter die Karte zu schreiben und so schien es in Ordnung zu gehen.

 

Chinesische Simkarte

Da wir schon so erfolgreich eine Fahrkarte gekauft und eine Postkarte verschickt hatten, wollten wir uns gleich noch eine chinesische Simkarte zulegen. Wir mussten dafür mehrere Mobilfunkanbieter ansteuern. Bei ChinaUnicom wurden wir mit einem breiten Lächeln begrüßt und mit Pantomime und Google Translator erklärten wir unseren Wunsch. Alles schien kein Problem zu sein, bis sie unsere chinesische ID Karte sehen wollten. Aber wir hatten nun mal nur einen deutschen Reisepass. Damit ging es schon Mal nicht. Nach längerem Hin & Her gab es doch noch eine Möglichkeit. Da wir die Simkarte nur für einen Monat benötigten, wurde uns ein gutes Angebot gemacht, für 100 RNM (ca. 13,50EUR) sollten wir 7 GB Datenvolumen bekommen. Unser Anliegen hatten wir vorgebracht, aber um bedient zu werden, mussten wir eine Nummer ziehen und erstmal warten. Als wir an der Reihe waren, hatten sie große Probleme unsere Personalien auf zuschreiben. Dann wollten sie noch wissen, wo wir wohnen und wir gaben ihnen die Visitenkarte von unserem Hotel. Daraufhin wurde erstmal ein Kontrollanruf durchgeführt, ob wir dort wirklich untergekommen sind. Der auf Chinesisch gehaltene Vertrag war unterschrieben, unser Pass wurde kopiert und die Simkarte bereits ausgehändigt. Alles wäre so schön gewesen, bis uns eine andere Mitarbeiterin mittels Google Translator mitteilte, dass wir die Simkarte nur in der Provinz Xinjiang nutzen können. Das brachte uns aber gar nichts, da wir in zwei Tagen schon weiterreisen wollten. Nach anderthalb Stunden im Handyladen wussten wir, dass wir hier keine chinesische Simkarte bekommen können.

 

Abendessen

Abends machten wir uns wieder auf die Suche nach was Essbarem. Wir wählten ein Restaurant, was zumindest eine Speisekarte mit Bildern vorzuweisen hatte. Ich fragte die Bedienung mit Hilfe meiner ÜbersetzungsApp, welche Gerichte vegetarisch sind und entschied mich dann für eins. Matthias wählte etwas, was nach Kartoffeln aussah. Bevor wir unser Essen bekamen, erhielten wir erstmal die Rechnung. Na gut dachten wir uns, dann eben erst bezahlen und später essen. Als ich mein Nudelgericht bekam, war dies natürlich nicht vegetarisch. Warum habe ich eigentlich gefragt? Meine Vermutung ist, dass die Bedienung nur Uigurisch sprach und das Chinesische gar nicht lesen konnte.

Nudelgericht
Nudelgericht

Gericht mit Lotuswurzel

Gericht mit Lotuswurzel

Matthias Gericht war sehr lecker. Aber auch was auf den Bildern aussah wie Kartoffeln, war natürlich keine Kartoffel. Später sollten wir erfahren, dass es sich dabei um Lotuswurzeln gehandelt hat. Beim Essen bemerkten wir, dass ein Chinese am Nebentisch „heimlich“ Bilder von uns machte. Ein komisches Verhalten, warum fragt er uns nicht einfach, anstatt sich hinter seinem Handy zu verstecken.

 

Im Hotel

Abends im Hotel machten wir eine merkwürdige Beobachtung. Immer wenn wir im Bad geduscht haben, roch nachher das ganze Badezimmer nach Rauch, als hätte jemand darin Zigaretten geraucht. Ein Phänomen, was wir in chinesischen Hotels noch häufiger beobachten sollten. Außerdem klingelte gegen 23:30 Uhr unser Telefon auf dem Zimmer, wie bereits letzte Nacht. Als wir ran gingen, war es bereits zu spät. Ich habe mal gehört, dass das Prostituierte sind, die nachts in den Hotelzimmern anrufen. Aber wir wissen es nicht und werden es wohl auch nicht erfahren.

 

Fazit

In unseren ersten Tagen in China mussten wir feststellen, dass einfach nichts selbstverständlich war und das jede Kleinigkeit ohne Chinesischkenntnisse zu einer echten Herausforderung wurde.

Trotzdem waren wir voller neuer Eindrücke und Erlebnisse und genossen es das Treiben auf den Straßen und in den Geschäften zu beobachten, was so anders war als alles was wir bisher gesehen hatten.

Tabea

3 Comments

  1. Monika Frenzel

    Liebe Tabea, lieber Matthias,
    nach wie vor lese ich eure Reiseberichte sehr gern – sie zeigen ein Leben in der Realität, wie es uns nicht bekannt ist. Euch weiterhin viel Spass! Natürlich nur den Positiven!
    VG, Monika.

  2. Jeanine

    Hallo zusammen. Für mich ist es sehr spannend zu lesen wie ihr China wahrgenommen habt. Ich plane für 2019 eine ähnliche Reise durch Zentralasien via Seidenstrasse nach Beijing. Um ehrlich zu sein, haben mich die hohen Eintrittspreise in Westchina allerdings gerade etwas abgeschreckt.
    Deshalb meine Frage: Würdet ihr eine Reise vom Westen bis Beijing empfehlen? Gibt es Orte, die ihr auslassen würdet? Wie viel Zeit würdet ihr einrechnen?
    (Ich war bereits mehrmals in China, kann mich auch gut auf Chinesisch verständigen, einfach diesen Teil ab Xi’an westlich habe ich noch nie besucht…)
    Danke für eure Antwort im Voraus!
    LG, Jeanine

    • adminllr

      Hallo Jeanine,

      bitte entschuldige die sehr späte Rückmeldung!

      Zu deinen Fragen:

      — Würdet ihr eine Reise vom Westen bis Beijing empfehlen?
      Ja, auch wenn unsere Berichte ob der politischen Situation dort eher negativ geprägt waren, ist es doch eine Reise wert. Zum einen natürlich um Land und Leute in dieser Region kennenzulernen. Zum anderen war diese Erfahrung für uns sehr prägend.

      — Gibt es Orte, die ihr auslassen würdet?
      Auf dem Weg nach Osten mussten wir in Jiuquan 酒泉市 einen Zwischenstopp einlegen, weil die Reisezeit sonst zu lang wäre. Aber dort ist wirklich nichts los. Das Stück chinesische Mauer ist wohl auch nur nachgebaut.

      — Wie viel Zeit würdet ihr einrechnen?
      Wenn du schon in China warst kennst du ja das Reisen mit dem Zug, was wirklich schnell aber auch nicht günstig ist. Wenn du nicht gerade wie wir zu Neujahr reist, bekommst du auch Problemlos Tickets.
      Von der Zeitplanung sind wir immer so ca. 2-3 Tage an einem Ort. Je nachdem was man anschaut. Wenn deine erste Station in Westchina “Ürümqi” ist, würde ich folgende Stopps empfehlen:
      -> 2 Tage “Ürümqi”
      -> 2-3 Tage “Turpan” (hier die Ruinen anschauen)
      -> 2-3 Tage “Dunhuang” (in die Maogao-Grotten anschauen)
      Dann weiter nach Xining mit evtl. Zwischenübernachtung in Jiuquan

      Kaxgar ist sicherlich auch sehr sehenswert. Von dort kommend kannst du ja nochmal 3 Tage drauf addieren.
      Bis Xining würde ich also 2 Wochen plus Puffer rechnen. Da du bis nach Beijing willst würde ich 3 Wochen veranschlagen.

      Ich hoffe die Informationen helfen dir weiter. Falls du noch fragen hast, melde dich gern und ich will versuchen auch schneller zu antworten.

      Viele Grüße,
      Matthias

      Ps.: Wenn du noch mehr Zeit hast, dann fahr unbedingt nach Lhasa. Das haben wir von Xining gemacht und das war wirklich sehr beeindruckend!!!

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