Unser nächstes Ziel war also Usbekistan. Das Land ist seit 1991 eine unabhängige Republik in Mittelasien, die überwiegend muslimisch geprägt ist. Trotz des großen Reichtums an Bodenschätzen (Gold, Gas, Kupfer,…) und einer starken Baumwollindustrie, ist von Fortschritt in dem Land nur wenig zu spüren. Dafür verzaubert es seine Besucher mit Prunk und Glanz längst vergangener Tage, der vorallem in den Oasenstädten Khiva, Buchara und Samarkand spürbar wird.
Pferdekutsche auf den Straßen Usbekistans
Präsidentschaftswahl
Und wie es der Zufall wollte, waren wir genau zu den ersten “freien” Wahlen im Land. Im September 2016 verstarb nämlich überraschend der langjährige Präsident und Staatsgründer Islam Karimow. Dieser regierte das Land 27 Jahre und machte es zu einem der autoritärsten Regime der Welt. Sein Tod wurde der Öffentlichkeit zunächst verschwiegen um das Land nicht ins Chaos zu stürzen und seine Nachfolge zu regeln. Er erlitt vermutlich einen Schlaganfall. Am 04.12.2016 wurde sein Nachfolger Schawkat Mirsijajew mit 89 Prozent aller abgegebenen Stimmen zum neuen Präsidenten gewählt.
Lustig war, dass wir von mehreren Usbeken für Wahlbeobachter gehalten wurden. Dann wollen wir mal unsere Beobachtungen schildern. Es gab zwar formal drei Gegenkandidaten, aber ein öffentlicher Wahlkampf war verboten. Dafür musste jeder Usbeke wählen gehen, auch die im Ausland lebenden Usbeken. Um dies sicher zu stellen, schlossen die Grenzübergänge für zwei Wochen und alle Studierenden hatten fünf Tage Ferien. Eine wirkliche Wahlkampfstimmung war nicht auszumachen – der neue Präsident stand ja quasi vorher schon fest.
Kandidatenliste
Nukus
Nukus ist die Hauptstadt der Autonomen Republik Karakalpakistan und ein wirklich entspanntes Städtchen. Hier befindet sich das sehenswerte Sawitzki-Karakalpakstan-Kunstmuseum, welches eine beeindruckende Sammlung von Gemälden der russischen Avantgarde vorzuweisen hat.
Sawitzki-Karakalpakstan-Kunstmuseum
Hier fühlten wir uns gleich wohl, was vorallem daran lag, dass wir bei einer usbekischen Familie zu Gast waren. Unser Gastgeber hieß Ajiniyaz und war erst 17 Jahre alt und seine Familie war unglaublich herzlich und liebenswert. Ich glaube die Bilder sprechen für sich :-).
Trotz seines noch jungen Alters wusste er schon, wohin er im Leben wollte und lernte eifrig neben der Schule Englisch. In Usbekistan ist es, wie in vielen Ländern Zentralasiens üblich, dass der jüngste Sohn (mit Schwiegertochter) sich um die Eltern kümmern muss und dafür bei Ihnen wohnen bleiben darf/muss. Diese Aufgabe wird nun auch Ajiniaz zu teil, da er der Jüngste von vier Kindern ist. Das dies nicht immer einfach ist, konnten wir gut verstehen, zumal seine Geschwister alle im Ausland studieren durften.
Der Abschied fiel uns sichtlich schwer, aber für uns sollte die Reise weiter nach Khiva gehen. Die Strecke legten wir mit einem Sammeltaxi zurück. Das klingt luxuriöser, als es ist. Da man immer zu dritt hinten sitzt, war dies meist alles andere als bequem.
Khiva
Khiva von oben
Khiva liegt im Nordwesten des Landes und die Oasenstadt war bereits vor über 1000 Jahren ein bedeutendes Handelszentrum an der Seidenstraße. Die Altstadt gleicht einem Freilichtmuseum mit zahlreichen Moscheen, Medressen (Koranschulen) und Mausoleen, welche von einer imposanten Festung umgeben sind.
Vor den Toren der Stadt thront eine Statue des Mathematikers und Universalgelehrten Ibn Musa al-Chwarizmi, auf den der Begriff Algorithmus zurück geht und der in dieser Gegend geboren wurde.
Statue von Ibn Musa al-Chwarizmi
Mit einem Sammelticket kann man die Altstadt auf eigene Faust erkunden. Wir genossen die Atmosphäre mit den verwinkelten Gassen, bestiegen die Festungsmauer, besuchten einige Medressen und Museen und stöberten in den vielen Souvenirgeschäften.
Ende November hatten bereits 80% der Hotels geschlossen und wir trafen vorallem usbekische Touristen an, die hier u.a. Hochzeit feierten. Da ein Großteil der Usbeken in Kasachstan und Russland ihr Geld verdienen, kommen sie im Winter in die Heimat um hier zu heiraten.
Hochzeit in Khiva
Jetzt waren wir definitiv infiziert von dem Mythos der alten Seidenstraße und neugierig auf die Städte Buchara und Samarkand.
Auch dieser Bericht hat mir sehr gut gefallen und ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß und eine gute Weiterreise in diese uns weitgehend fremde Welt. Fazit :Wir in Europa sind schon ganz schön verwöhnt. Liebe Grüße Eure Elke