Eine Winterreise durch Zentralasien

Kasachstan , Kirgistan , Länder , Tadjikistan , Turkmenistan , Usbekistan Jan 14, 2017 1 Comment
Matthias hinter einer Scheibe mit Eisblumen

Unsere Reiseroute sah es nun Mal vor, dass wir gerade im Winter in Zentralasien sein sollten. Um ehrlich zu sein, wussten wir im Vorfeld auch nicht, was uns da erwartet und viele Fragen gingen uns durch den Kopf.

Werden die Straßen frei sein, gerade im Pamir?
Wie schützt man sich bei -20 Grad Kälte?
Und macht eine Reise während dieser Zeit überhaupt Sinn oder kann man da die meisten Dinge gar nicht besuchen?

Da wir kaum Informationen im Internet oder in Reiseführern über einen Aufenthalt in der Zeit gefunden haben, möchten wir in diesem Beitrag unsere Erfahrungen über eine Winterreise durch Zentralasien weitergeben.

 

Unsere Winterhighlights in Zentralasien

Der Winter in Zentralasien kann auch wirklich schön sein und so haben wir die Chance genutzt vorallem die Dinge zu tun, welche man nur im Winter erleben kann.

 

Skifahren in Kirgistan

In Kirgistan und Kasachstan gibt es einige gute Skigebiete mit großer Schneegarantie. Das Besondere am Skifahren in Zentralasien ist, dass es viel günstiger ist, als in den Alpen. Außerdem sind die Pisten gut für Anfänger geeignet. Und man fühlt sich hier schnell als Profi, da die meisten Einheimischen viel schlechter Skifahren können.

Wir nutzten die Möglichkeit in Chunkurchak bei Bischkek. Matthias stand hier das erste Mal auf Skiern und ist nicht einmal Hingefallen 😊. Jedoch ist die Anreise ohne eigenem Fahrzeug etwas schwierig und wir mussten größtenteils Trampen.

 

Hoch zu Ross durch den Schnee in Arslanbob, Kirgistan

Die Kirgisen und die Kasachen sind als das Reitervolk bekannt. Wir hatten in Arslanbob das Vergnügen mit den Pferden durch den Schnee zu Reiten. Sicherlich ist ein Pferdeausflug durch die Steppe im Sommer auch reizvoll. Im Winter macht es jedoch genauso viel Spaß, wenn man durch die verschneite Landschaft reitet und ab und zu mit den Pferden etwas im Schnee einsinkt.

 

Eislaufen in Almaty, Kasachstan

Bei Almaty gibt es das Eisstadion Medeo, welches oben in den Bergen liegt. Zu lustiger Musik aus den 80er und 90er kann man dort seine Runden auf den Schlittschuhen drehen. Für Anfänger gibt es sogar Eisrollatoren.

 

Mit einem Yak durch den Pamir, Tadjikistan

Die Yaks sind so robust, dass Ihnen die eisige Kälte und der Schnee im Hochgebirge wenig ausmachen. Die Tiere hatten kein Problem mit der Kälte, aber unsere Extremitäten waren nach 30 Minuten komplett eingefroren. Trotzdem war es ein schöner Ausflug.

 

Über die Fußgängerwege in Bischkek schlittern, Kirgistan

Dieses Erlebnis zählt bestimmt nicht für alle zu einem Highlight. Die Fußgängerwege in den meisten zentralasiatischen Städten werden leider nicht geräumt, sodass wir oft richtige Rutschbahnen vorfanden.

 

Die Vorteile einer Winterreise

So eine Winterlandschaft im Gebirge oder die Steppe, welche unter einer Eisschicht versinkt ist wirklich schön anzusehen.

Wir haben in den zwei Monaten quasi keine europäischen oder amerikanischen Touristen getroffen.

Bei den Hotels oder Eintrittsgelder konnten wir richtig gute Rabatte rausschlagen. In Samarkand (Usbekistan) haben wir für die meisten Sehenswürdigkeiten nicht mal die Hälfte bezahlt und auch in den Hotels kamen sie uns mit dem Preis immer entgegen.

Somit mussten wir auch nie bei Sehenswürdigkeiten anstehen und hatten viele Moscheen, Paläste und Medressen für uns ganz alleine.

Eine Moschee in Buchara ganz für uns alleine Eine Moschee in Buchara ganz für uns alleine

 

Was muss man bei einer Reise im Winter bedenken?

Aber natürlich hat diese Jahreszeit auch Nachteile und ein Urlaub muss besser vorbereitet werden.

Wegen schlechter Straßenverhältnisse können im Winter nicht alle Strecken bedient werden. Gerade für den Pamir sollte man sich genau informieren, ob die Straßen offen sind. Für diese Gegend gibt es einen täglichen Straßenreport. Wir haben diesen über die PECTA oder die Pamir Lodge in Khorog erhalten.

Straße auf dem Kyzyl Art Pass in Kirgistan Straße auf dem Kyzyl Art Pass in Kirgistan

Bei den Unterkunftsmöglichkeiten mussten wir feststellen, dass viele Hotels im Winter komplett schließen. So waren zum Beispiel in Khiva (Usbekistan) im Dezember bereits 80% der Hotels geschlossen.

Viele Übernachtungsstätten haben keine Heizung und so kann es schnell bitterkalt im Zimmer werden.

Außerdem gab es in der gesamten Pamirregion kein fließendes Wasser, weil die Rohre zugefroren waren. Auf eine warme Dusche mussten wir daher verzichten.

Immer der einzigste Tourist zu sein bedeutet aber auch, Niemanden zum Erfahrungsaustausch zu haben bzw. keinen mit dem man die Reisekosten teilen kann.

Leider mussten wir auch feststellen, dass in fast allen Großstädten die Touristeninformationen geschlossen hatten.

 

Wie fühlen sich -25 Grad Kälte an?

Oft haben wir die trockene Kälte, als gar nicht so schlimm empfunden. Nur wenn dazu ein eisiger Wind kam, konnte es sehr unangenehm werden.

In Bulunkul, dem kältesten Ort in Zentralasien In Bulunkul, dem kältesten Ort in Zentralasien

Nicht schlecht haben wir geschaut, als wir nach einer Fahrt feststellten, dass viele unserer Sachen im Rucksack eingefroren waren. Leider waren die Rücksäcke auf dem Dach festgeschnallt. So bestand die Bodylotion nur noch aus Eisklumpen und das feuchte Klopapier war eine feste Masse. Generell waren auch die Handyakkus deutlich schneller aufgebraucht. Eine Powerbank ist somit ein obligatorischer Ausrüstungsgegenstand.

 

Wie schützt man sich bei – 25 Grad Kälte?

Als Langzeitreisender hat man natürlich nicht die Möglichkeit seine komplette Winterausrüstung samt Schneeanzug mitzunehmen. Daher hilft nur Zwiebelsystem, teilweise hatten wir bis zu acht Schichten an. Das Gute daran war, dass unser Rucksack immer leichter wurde.

Bei den Klamotten haben wir gute Erfahrungen mit Merinowolle gemacht und die Socken hielten tatsächlich die Füße lange warm. Gegen den eisigen Wind fanden wir unsere Sturmmasken sehr praktisch, auch wenn man damit wie ein Schwerverbrecher kurz vor einem Banküberfall aussieht.

Gewappnet gegen die Kälte Gewappnet gegen die Kälte

Außerdem war eine Thermoskanne mit Tee unser ständiger Begleiter. Das Wasser in den Plastikflaschen war nämlich sofort eingefroren.

Hier sollen auch mal unsere Daunenschlafsäcke der Marke Cumulus lobend erwähnt werden, die wir uns extra für diese Reise zugelegt haben. Die sind nicht nur klein im Packmaß und relativ preisgünstig, sondern haben wahre Wunder bewirkt. Bisher mussten wir keine Nacht frieren!

Matthias im Daunenschlafsack Matthias im Daunenschlafsack

Es ist auch ratsam sich anzuschauen, was die Einheimischen im Winter tragen. Ich fand zum Beispiel die bunt gestrickten Socken der Frauen im Pamir nicht nur schön, sondern auch wirklich praktisch. Eine andere Möglichkeit wäre sich in einen Pelz zu hüllen, was wir natürlich ablehnen.

 

Man muss das Beste aus jeder Jahreszeit machen und wir haben die Zeit in Zentralasien im Winter genossen. Allerdings sollte man nicht leichtsinnig an die Sache herangehen und sich vorher gut informieren.

Tabea

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