Die Tempelanlagen von Angkor zählen zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Südostasien. Jährlich betreten über 3 Mio Menschen diese Anlage. Auch wir fieberten dem Besuch schon lange entgegen und waren fasziniert von dem Ausmaß und der Größe dieser alten Tempelstadt mitten im Dschungel von Kambodscha. Henri Mouhot, ein französischer Forschungsreisender und Entdecker von Angkor beschrieb das einstige Khmer Reich mit den Worten.
Ein Werk von Giganten, größer als irgendetwas,
was die Griechen und Römer uns hinterlassen haben.
Denn die Einheimischen waren sich sicher, dass Riesen einst die Tempel errichteten. Wer sonst hätte die Steine so zielsicher plazieren können. 1992 wurde Angkor in die Liste des UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.
Wie und wann ist Angkor entstanden?
Panorama der Tempelstadt Angkor Wat
Auf einer Fläche von fast 400 Quadratkilometern befinden sich über 1000 Heiligtümer. Da kommt man nicht umhin zu fragen, wer hat diese architektonische Meisterleistung vollbracht und vorallem zu welchem Zweck. Das Volk der Khmer begann vor über 1000 Jahren mit dem Bau der größten Tempel, die jemals erschaffen wurden. Den Mittelpunkt ihrer Stadt bildete der wohl bekannteste Tempel Angkor Wat. Die Blütezeit erlebte diese Zivilisation im 11. und 13. Jahrhundert. Man schätzt die damalige Bevölkerung von Angkor auf eine Million Einwohner. Damit war sie zu jenem Zeitpunkt die größte Stadt der Welt. Währenddessen herrschte in Europa noch tiefstes Mittelalter, London hatte gerade mal 40.000 Einwohner und der Tempel Angkor Wat ist gleich doppelt so groß wie der Petersdom in Rom. Noch heute zeugen die zahllosen Bauten von einer hohen Kunstfertigkeit des Handwerkes, sowie von einem großen Wissensstand in Architektur und Stadtplanung. Neben den imposanten Gebäuden verfügte die Stadt auch über ein außergewöhnliches Netzwerk an Kanälen und Wasserwegen.
Warum ist das Khmer Reich untergegangen?
Im Jahre 1432 haben die Khmer fluchtartig ihre Stadt verlassen und sind nie wieder zurückgekehrt. Warum haben sie diese gigantische Stadt aufgegeben? Dieses Mysterium ist bis heute nicht ganz geklärt. Zum Einen wurde der Größenwahnsinn der Könige ihnen zum Verhängnis. 600 Jahre wuchs das Reich immer weiter, wobei jeder Herrscher größere und mehr religiöse Bauten, als sein Vorgänger errichtete. Dadurch wurde die Natur immer mehr zerstört. Zum anderen spielten auch Umweltfaktoren eine Rolle. Durch den Klimawandel sank der Wasserspiegel drastisch und die Stadt konnte irgendwann den Wasserbedarf ihrer Bürger nicht mehr decken. Somit war es wohl ein Zusammenspiel aus eigenem Größenwahnsinn und Klimawandel, was zum Untergang des Khmer Reiches führte.
Was sind die schönsten Tempel?
Um alle Tempel zu besichtigen, braucht man wahrscheinlich sein ganzes Leben lang. Wir waren am Anfang von der Größe der Anlage mit den zahlosen Bauten etwas überfordert. Natürlich gibt es ein paar Tempel, die man einfach gesehen haben Muss, wie zum Beispiel Angkor Wat, den Bayon Tempel, Ta Prohm oder den Banteay Srei. Es ist aber auch schön sich einfach treiben zu lassen und so in das Mysterium von Angkor einzutauchen. Uns haben auch die weniger bekannten Ruinen gut gefallen, zumal wir da oft auch ganz alleine waren.
Angkor Wat – größtes religiöses Bauwerk der Welt
Tempelstadt Angkor Wat aus der Ferne
Diese Tempelstadt ist einfach so gigantisch und einzigartig, dass sie jeden Besucher in seinen Bann zieht. Der portugiesische Reisende Diogo de Couto sagte bereits vor über 50 Jahren über dieses Bauwerk.
Dieser Tempel ist so besonders, dass man ihn mit Worten kaum beschreiben kann und mit keinem anderen Gebäude der Welt vergleichen.
Nach dem Kosmologieverständnis der Khmer ist Angkor Wat ein Abbild dessen in Miniaturformat. Dabei symbolisieren die Haupttürme den Berg Meru, der für den Mittelpunkt der Erde mit Sitz der Götter steht. Der Wassergraben charakterisiert den Urozean, der die Erde umschließt und die Umfassungsmauern stehen für das Weltengebirge.
Nach heutigen Erkenntnissen dauerte die Fertigstellung von Angkor Wat gerade mal 40 Jahre (1112-1152). Wahrscheinlich hat man nämlich von allen Seiten gleichzeitig angefangen zu bauen. Nur mal als Vergleich dazu, die Bauzeit des Kölner Dom betrug über 600 Jahre. Ein großer Unterschied zu den anderen Tempeln ist, dass Angkor Wat nach Westen ausgerichtet ist. Dies lässt vermuten, dass das Heiligtum auch als Mausoleum diente.
Besonders schön anzusehen, waren die unzähligen und wunderschönen Asparas, welche die Tempelwände zieren. Asparas sind himmlische Nymphen, also Wesen zwischen Himmel und Erde, die von unfassbarer Schönheit sind. Ein weiteres Highlight sind die kunstfertigen Wandreliefs, deren Abbildungen die Schöpfungsgeschichte der Buddhisten erzählen.
Sonnenaufgang über Angkor
Angkor Wat haben wir gleich an mehreren Tagen besucht inklusive dem obligatorischem Sonnenaufgang. Dadurch das die Tempelstadt so groß ist, gab es tatsächlich auch Orte, die noch vom Massentourismus unversehrt waren und wo wir uns ungestört umschauen konnten.
Ta Prohm – Kulisse für Tomb Rider mit Lara Croft
Ta Prohm Tempel – Kulisse für Tomb Rider
In diesem Tempel herrscht eine einmalige Atmosphäre. Ein bischen fühlten wir uns, wie die ersten Entdecker von Angkor. Denn mittlerweile hat sich die Natur mit aller Gewalt zurück erobert, was ihr gehört. Dies ergibt ein einzigartiges Bild – Mauern werden von riesigen Baumwurzeln umwuchert, Würgefeigen umklammern die Ruinen und herabgefallene Steine versperren den Weg. Kein Wunder, dass diese Kulisse für Lara Croft (Angelina Jolie) in dem Film Tomb Raider diente.
Banteay Srei – Zitadelle der tanzenden Frauen
Der Banteay Srei ist ein weiteres Schmuckstück unter den Tempeln. Dieser überzeugt durch die wunderschönen und filigranen Steinmetzarbeiten. Außerdem schimmert diese Anlage in einer rötlichen Farbe, da hier nur Steinblöcke mit einer rosa Schattierung verwendet wurden. Am Eingangsbereich befinden sich verschiedene Wächterfiguren mit Köpfen von Löwen, Menschen, Affen und Vögeln. Der Tempel liegt zwar über 30 km außerhalb von Siem Reap, ist aber die längere Anreise allemal wert.
Auf dem Rückweg nach Siem Reap empfiehlt sich ein Besuch des Landminen-Museums. Hier erhält man wirklich gute Informationen zu den noch in Kambodscha vergrabenen Landminen und Blindgängern. Aki Ra, der Gründer des Museums hatte in der Zeit der Roten Khmer selbst Landminen gelegt und wurde nach dem Krieg zum Minenräumer ausgebildet.
Bayon – Tempel der lachenden Gesichter
Haupteingang Bayon Tempel
Der Bayon Tempel ist ein wirklich geheimnisvoller Ort. Von weitem sieht er eher aus wie ein grauer Trümmerhaufen. Erst in der Nähe entfaltet er seine unbeschreibliche Schönheit. Von jeder Seite und Ecke blicken einen nämlich lächelnde Figuren entgegen. Über 200 in Stein gehauene Gesichter schaffen hier eine mystische Stimmung.
Welches Ticket benötigt man?
Ein Besuch im Angkor-Park ist nicht ganz billig. Und dazu hatten wir auch noch Pech, denn die Eintrittspreise wurden erst am 01.02.2017 erhöht.
- 1 Tag: 37 USD
- 3 Tage: 62 USD
- 7 Tage: 72 USD
Eintrittskarte Angkor Park
Bei den Mehrtagespässen müssen die Besichtigungstage nicht aufeinander folgen, sodass man auch mal einen Tag Pause einlegen kann. Wir entschieden uns für den 3 Tages Pass und fanden dies genau richtig. Übrigens kann man die Tickets schon am Vorabend erwerben und noch am Abend den Sonnenuntergang über Angkor kostenlos besichtigen. Die Eintrittskarten wurden vor jedem Tempel und beim Betreten des Parkes kontrolliert.
Wie besucht man am besten die Tempel?
Damit man bei knapp 1000 Tempelruinen nicht den Überblick verliert, gibt es zwei empfohlene Routen im Park – “small circuit” und dem “grand circuit”. Entlang dieser Touren liegen verschiedene Tempel, die alle über befestigte Straßen erreichbar sind. Natürlich kann man individuell entscheiden, ob und wie lange man diese Stätte besucht.
Ausgangsort für eine Besichtigungstour ist die Stadt Siem Reap. Von dort bieten sich drei Möglichkeiten die Tempel zu erreichen.
- Die meisten Touristen lassen sich von einem Tuk-Tuk Fahrer von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten fahren. Um ehrlich zu sein, wollten wir die Tuk-Tuk Mafia nicht auch noch unterstützen. Die machen hier nämlich den größten Umsatz, denn eine Tour kostet mindestens 18 USD, je nach Entfernung.
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Die andere Möglichkeit ist sich ein Fahrrad auszuleihen. Dabei empfehlen wir ein bischen mehr Geld in ein gutes Mountainbike zu investieren um sich bei der Hitze nicht komplett abstrampeln zu müssen. Gerade die Tempel der “kleinen Tour” sind so gut zu erreichen. Wir zahlten für ein gutes Mountainbike 4 USD am Tag.
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Die Tempel der “großen Tour” haben wir mit einem Motoroller besucht. Lange war es Ausländern verboten sich ein Motorrad in Siem Reap auszuleihen. Bisher gibt es auch kaum Anbieter und wir bekamen unser Gefährt vom Hotel für 12 USD am Tag. Leider hatten wir mit dem einen Motoroller nur Ärger und gleich zwei Platten an einem Tag. Nichts desto trotz ist dies eine gute Möglichkeit auch die weiter außerhalb gelegenen Tempel individuell zu besichtigen.
Da sich mal wieder einige Touristen nicht benehmen konnten und große Freude hatten Nacktbilder auf den heiligen Tempeln zu machen, gibt es seit letztem Jahr eine gesetzlich vorgeschriebene Kleiderordnung. Eigentlich erklärt es sich von selbst, aber für manche eben auch nicht – Spaghetti-Träger, Shorts und Mini Röcke sind tabu. Schultern und Knie sollten bedeckt sein und dies gilt für Frauen und Männer gleichermaßen. Es handelt sich hierbei immer noch um eine religiöse Stätte.
Verbotsschild vor den Tempeln
Am besten startet man schon früh am Morgen, noch vor dem Sonnenaufgang. Denn da ist noch am wenigsten los und die Temperaturen aushaltbar. In der Mittagshitze war es teilweise unerträglich heiß, sodass wir diese Zeit im Hotelpool überbrückten.
Wo übernachtet man?
Ausgangsbasis für die Tempelbesichtigungen ist die Stadt Siem Reap. Hier wimmelt es nur so von Hotels, Hostels und Gästehäusern in allen Preisklassen.
Unser Hotel war ein wahrer Glücksgriff. Denn die Anlage hatte erst vor einer Woche eröffnet. Alles war nigelnagelneu, mit großen Zimmern, Wellnessdusche im Bad und tollem Außenpool. Und da wir quasi Probegäste waren, bekamen wir das Zimmer für gerade mal 15 USD am Tag. Hier ließ es sich aushalten und daher genossen wir gleich eine ganze Woche in diesem Hotel.
Droht Angkor Wat der Zerfall?
Die Restaurierung der Anlage ist eine Sisyphos-Arbeit und ein Wettlauf gegen die Zeit. Dabei tragen mehrere Faktoren zum Zerfall der Tempel bei. Der Tourismus ist Segen und Fluch gleichermaßen. Teilweise fallen die Menschenmassen, wie eine Dampfwalze über die Tempel her. Dabei schrammen sie mit ihren Rucksäcken die feinen Wandreliefs, klettern auf die Tempelmauern, berühren die Figuren und ritzen in das Gestein ihre Namen.
Ein viel größeres Problem ist jedoch die Natur selbst. So machen vorallem die Hitze und heftige Regenschauer der Anlage zu schaffen. Außerdem brechen Würgefeigen mit ihren Wurzeln in die Gemäuer ein und bringen sie zum Zerfall.