Mashhad ist die zweitgrößte Stadt im Iran (ca. 2.8 Mio. Einwohner) und liegt im äußersten Nordosten. Sie sollte unsere letzte große Station auf dem Weg nach Zentralasien sein. Der Name Mashhad bedeutet so viel wie „Stätte des Martyriums“, denn hier findet sich das Grab des 8. Imam „Imam Reza“. Dieser soll an diesem Ort im Jahre 817 vergiftet worden sein.
Dank Couchsurfing konnten wir wieder bei einer iranischen Familie übernachten. Dieses Privileg ist natürlich mit dem nicht zu unterschätzenden Vorteil verbunden, dass man dadurch Insiderinformationen bekommt. Neben Tipps mit welchem Bus man wohin kommt, half sie uns Geschenke zu besorgen, ging mit uns lokale Spezialitäten essen und nahm uns sogar zu einem kostenlosen “Sportevent” mit. Aber dazu später mehr.
Imam Reza Heiligtum
Das Grab Imam Rezas ist der Mittelpunkt des Schreins und wird von sieben Innenhöfen umgeben. Der ganze Komplex wurde über die Jahrhunderte immer weiter ausgebaut und nimmt heute ein Areal von einem Kilometer Durchmesser ein. Mashhad ist deshalb das Zentrum vieler Pilger, ist es doch für Schiiten der heiligste Ort im Iran. Jährlich kommen zwischen 15 und 20 Millionen Pilger hierher. Entsprechend konservativ werden die Regeln bezüglich der Kleiderordnung ausgelegt. Im Heiligtum war das Tragen eines Tschador für Tabea wieder Pflicht. Nicht-Muslime ist der Zugang nur unter Begleitung eines Guides gestattet und das Mausoleum darf nicht betreten werden.
Unsere Gastgeberin lieh Tabea einen geblümten Tschador und meinte, wir sollen uns gut getarnt, als vorbildliche Muslime einfach hinein schmuckeln. Beinahe hätte es auch geklappt, aber auf die Frage “Are you Muslim”, habe ich dann doch mit einem “No” geantwortet. So, mussten wir kurz warten und uns wurde ein offizieller Englisch sprechender Guide zur Verfügung gestellt. Eigentlich war dies gar nicht so schlecht und unser Guide war zudem echt cool drauf. Er meinte auch, wenn wir unbedingt das Mausoleum besuchen möchten, könnte er uns in dem Menschengewimmel auch “ausversehen” verlieren :-).
Wir bekamen eine Führung durch die vielen Innenhöfe und durften in die Hallen unterhalb des Komplexes. Besonders wunderte ich mich zu Beginn, wieso hier auch einige Leute mit Staubwedeln rumliefen (siehe Bild “Innenhof des Imam-Reza-Schrein” oben). Das ist die sanfte Art der Iraner, Leuten bei zu viel Gedränge Hinweise zu geben, ohne sie anzuschreien oder schupsen zu müssen. So wird zudem die Distanz der Geschlechter gewahrt.
Vor der Bibliothek fand sich ein Koran und auch im Inneren herrschte wieder eine strikte Trennung der Geschlechter, so dass es quasi zwei Bibliotheken gab.
Nach unserem Rundgang wurden uns noch zwei Videos zur Geschichte des Schreins und die darin abgehaltenen Feierlichkeiten gezeigt. Abschließend müssen wir sagen, dass der Imam Reza Schrein für uns zu den beeindruckendsten Bauwerken im Iran gehört.
Hamam-e Shah
Dieses ehemalige Hamam, welches sich direkt neben dem Imam Reza Schrein befindet, ist heute ein Museum, dessen Eintritt (wenige Cent) hier ausnahmsweise mal für alle gleich (keine Touri-Abzocke) und eher symbolischer Natur ist. Es beeindruckt durch seine sehr schöne Deckenmalerei, welche aus bis zu 13 Schichten besteht.
Bei der Wandbemalung fällt vor allem die Darstellung von damals neuen Technologien auf. Dazu gehören z.B. Gramophone, Fahrrad und die ersten Flugversuche mit einer Art Flugzeug (siehe Bild: Darstellung neuester Technologien im Hamam-e Shah). Was würde man beim Auftragen einer heutigen Schicht dort wohl thematisieren?
Pahlevāni und Zoorkhāneh Ritual
Wie zu Beginn erwähnt, hat uns unsere Gastgeberin von dem Sport “Zoorkhaneh” berichtet, von dem wir noch nie zuvor gehört haben. Bei dieser Jahrhunderte alten Sportart trainieren die Männer mit Holztüren, Ketten, Knüppeln, etc.
Am Abend nahm sie uns dann mit auf so eine Trainingseinheit, die für jeden frei zugänglich ist. Die Trommler geben dabei den Takt an und die Herren im Inneren des Kreises führen verschiedenste Übungen mit diversen Geräten vor.
Nach zwei erlebnisreichen Tagen, die vor allem durch den Aufenthalt in der Gastfamilie nochmal einen schönen Abschluss für unsere Reise in den Iran darstellten, sollte es nun weiter nach Turkmenistan gehen. Kurzfristig ergatterten wir noch Zugtickets nach Sarakhs und hatten so die Gelegenheit den Zug im Iran kennenzulernen. Den Bericht zum Grenzübergang nach Turkmenistan findest du hier.