Erholung in Kirgistan

Kirgistan Jan 08, 2017 1 Comment
Angler im Winter in Osch

Kirgistan oder auch Kirgisien genannt ist wie Tadjikistan ein Hochgebirgsland, denn fast 90% des Territoriums liegen höher als 1500 m. Lange lebten die Kirgisen als Nomaden und gelten als Nachfahren der Reitervölker.

Nach einer nervenaufreibenden Fahrt von Tadjikistan nach Kirgistan kamen wir gegen 0:00 Uhr zum Heiligen Abend in Osch an. Details zu dieser Tour, bei der wir die Nacht fast im Auto verbracht hätten, gibt es bei der Beschreibung des Grenzübergangs von Kyzylart nach Bordobo. Danach verbrachten wir ganze fünf Tage in Osch, da wir uns über die Feiertage und vor allem nach den “Strapazen” auf dem Pamir auch mal wieder etwas Erholung gönnen wollten.

 

Osch – einmal Pause bitte

Tabea in Osch Tabea in Osch

Osch liegt am östlichen Rand des Ferghana-Tals, welches wir schon in Usbekistan besuchten (siehe unseren Post “Im Ferghana-Tal“). Das Tal erstreckt sich über Usbekistan, Tadjikistan und Kirgisistan und die Grenzziehung mutet doch etwas eigenwillig an. Sie ist Ergebnis der sowjetischen Nationalitätenpolitik, die hier völlig neue administrative Areale schuf. Mit Auflösung der Sowjetunion im Jahre 1991 wurden diese zuvor “weichen Grenzen” zu harten Trennlinien der  drei Staaten.

Die Stadt selber ist relativ überschaubar, aber das war uns ganz recht. So tingelten wir in die Cafés und Restaurants und fröhnten den Genüssen der westlichen Küche. Vor allem das Cafe Brio hatte es uns angetan. Denn hier gab es sehr leckeres Essen (z.B. German Pancake) in einer netten Atmosphäre. Aber natürlich lagen wir nicht nur auf der faulen Haut, sondern schauten uns auch in der Stadt um.

Panorama über Osch im Winter Panorama vom Suleiman Too über Osch im Winter

Der heilige Berg Suleiman-Too ist 1110 Meter hoch und fungierte als Wegweiser für die vielen Reisenden, die entlang der Seidenstraße nach Osch kamen. Auf dem Gipfel finden sich neben einem historischen Museum vor allem viele Kultstätten, die über mehrere Jahrtausende gewachsen sind. Dies ist der Grund, warum der Berg im Jahre 2009 sogar als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt wurde. Der Besuch der Kultstätten soll zum Beispiel gegen Unfruchtbarkeit (der Berg habe die Form einer liegenden Schwangeren) oder Kopf- und Rückenschmerzen helfen. Welche nun gegen welches Leiden helfen soll, blieb uns leider unklar. Aber wir probierten zumindest die “Rutsche” und Tabea kroch auch mal in eine Höhle.

Zu erwähnen ist auch noch der Basar in Osch – nicht zu verwechseln mit dem Oschbasar in Bischkek. Dieser ist der größte Marktplatz in Kirgistan, liegt Osch doch an einem wichtigen Knotenpunkt der Seidenstraße. Vor Antritt unserer Reise trafen wir uns mit Freunden, die diesen Ort etwas überspitzt “Todesbasar” nannten. Denn hier findet man fast alles und im Gewirr der Stände und Gassen kann man sich leicht verirren. Wir waren froh, als uns das Getümmel wieder ausspuckte.

 

Winterausritt in Arslanbob

Ausritt in Arslanbob Ausritt in Arslanbob

Nachdem wir uns wieder aufraffen konnten, sollte Arslanbob unsere nächste Station sein. Dieses Bergdorf ist berühmt für den größten Wallnusswald der Welt. Hier kann man sehr gut Wandern, Reiten oder im Winter Skifahren. Da bereits Schnee lag und sich das Dorf in den Bergen befindet, dauerte unsere Anreise etwas länger.

Die zentrale Anlaufstelle ist hier das CBT (Kyrgyz Community Based Tourism Association), die Unterkünfte und Touren organisieren. Den Kontakt zu Hayat vom CBT hatten wir schon in Osch hergestellt, um unsere Ankunft anzukündigen. Als wir dann etwas verspätet im Dunkeln Arslanbob erreichten, riefen die Einheimischen schnell Hayat und in kürzester Zeit wurden wir in ein sehr nettes und vorgeheiztes Homestay gebracht. Alle Angebote der CBT basieren auf der Förderung des ganzen Dorfes und die Umsätze kommen den Einheimischen zugute. Wir entschieden uns für einen Ausritt in der Winterlandschaft.

Als unser Guide die zwei Tiere brachte, stürzte sich Tabea sofort auf den jungen hormongesteuerten Hengst. Für mich blieb dann ein Pferd, was anscheinend einer ganz besonderen Rasse angehörte. Ich nenne es mal das “kirgisische Bläh-Pferd” – mehr möchte ich dazu nicht sagen. Der Ritt durch den Schnee und dieses beeindruckende Winter-Wunderland waren einfach super! An Orten, wo sich sonst Schaaren von Touristen tummeln und sich ein Verkaufsstand an den nächsten reiht, war alles mit der weißen Pracht bedeckt und einfach nur ruhig.

Tabeas Entscheidung für den Hengst sollte sich im Nachhinein rächen. Denn ihre Hose roch danach unglaublich nach Pferd, woran auch ein Waschgang wenig änderte. Den Duft den mein Pferdchen von sich gab, trug der Wind davon.  Unseren Skiausflug verschoben wir dann auf Bischkek, weil es in Arslanbob keine Skilifte gab. Deshalb ging es bereits am nächsten Tag weiter um das neue Jahr in der Hauptstadt einzuleiten.

 

“Frunse” in Bischkek

Matthias in Bischkek Matthias in Bischkek

Bischkek ist die Hauptstadt von Kirgistan und hat heute ca. 875.000 Einwohner. Von 1926 bis 1991 hieß die Stadt noch Frunse. Namensgeber war Michail Wassiljewitsch Frunse, ein enger Vertrauter Lenins.

In Bischkek übernachteten wir im Apple Hostel, was wirklich sehr herzlich war und deshalb Erwähnung findet. Nach der neunstündigen Fahrt aus Arslanbob trafen wir hier seit langem mal wieder auch andere Reisende aus England, Australien, Indien und den USA. Zusammen mit der Eigentümerfamilie vom Hostel begrüßten wir das neue Jahr und spielten u.a. “Reise nach Jerusalem” – Tabea hat den Nationencup gewonmen 😉

Die folgenden Tage erkundeten wir die Hauptstadt und unterhielten uns viel mit den anderen Reisenden. Martin aus England war auch schon länger unterwegs. Seine Freundin kommt aus Saigon und da dies auf unserer Route liegt, verabredeten wir gleich ein Treffen.

Wir schlenderten über den Osch Basar, besichtigten ein paar Kathedralen und bestaunten die pompöse Shoppingmall im Bishkek Park.

 

Skifahren in Chunkurchak

Auch zum Skifahren fanden wir Zeit. Denn im Süden der Stadt gibt es ein großes Skigebiet. Der Weg dorthin war jedoch etwas abenteuerlich, weil es keinen direkten Bus dorthin gab. Also mussten wir von halber Strecke aus Trampen. Nach 15 Minuten hielt auch ein Wagen, dessen Fahrer meinte das er in ein Skigebiet fahre (jedenfalls war das meine Interpretation). Letzlich waren die drei Herren im Auto wohl Jäger. Während ihrer Unterhaltung zeigten sie draußen auf Vögel und symbolisierten ein Gewehr im Anschlag. Sie bogen leider falsch ab und wir landeten im Ökogebiet, von wo ihrer Aussage nach in “nur” zwei Stunden irgendwer von irgendwo ins Skigebiet fährt. Super, dachten wir uns und mussten drei Kilometer zurück zur Straße laufen.

Nach weiteren 10 Minuten hielt eine nette Familie aus Bischkek, die uns mit auf die Piste nahm. Hier leihten wir uns Skier aus und verbrachten noch ein paar schöne Stunden am Hang. Ich stand an dem Tag zum ersten Mal auf Brettern, bin ich doch bisher nur Snowboard gefahren – äh ich meine gefallen 😉  Als Anfänger fanden wir es mal richtig angenehm, dass die Leute hier nicht alle “Vollprofis” waren, die wie die Bekloppten links und rechts an einem vorbeifahren.

Nach dem Vergnügen gönnten wir uns noch eine Bratwurst & Glühwein. Wir wunderten uns, wieso es hier sowas gibt. Bedient wurden wir von einem Deutschen namens Norbert, der schon seit vielen Jahren in Bischkek lebt. Er lud uns gleich zum deutschen Stammtisch nächste Woche ein. Leider mussten wir ablehnen, da es für uns weiter nach Kasachstan gehen sollte. Auf dem Rückweg hatten wir mehr Glück und fanden schnell eine Mitfahrgelegenheit direkt nach Bischkek. Der nette Fahrer gab uns noch den Tipp für den innerstädtischen Verkehr die App 2GIS zu benutzen und so kamen wir in Zukunft schnell und kostengünstig von A nach B.

 

Fazit

Kirgistan hat uns wirklich sehr gut gefallen und wir fanden hier die Erholung und Ruhe, die wir suchten. Sicherlich ist ein Besuch im Sommer noch lohnenswerter. Denn die Natur ist wunderschön und das Angebot an Aktivitäten (Klettern, Mountainbiking, Reiten, …) fast unerschöpflich.

Matthias

One Comments

  1. Peter Elke

    Diese wunderschöne Schneelandschaft hat mich beeindruckt, erstaunlich was ihr inder kurzen Zeit alles machen konnte.

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