Fast einen Monat verbrachten wir im Reich der Mitte, dem viertgrößten und bevölkerungsreichsten Land der Erde. Noch nie hat uns zuvor ein Land so zwiegespalten und wir blicken auf eine erlebnisreiche Zeit mit positiven und negativen Eindrücken zurück. Langweilig wurde es uns in China zumindestens nicht.
Highlights
1) Tibet
Blick auf die Pilgerstraße Barkhor in Lhasa
Obwohl wir nur Zeit und Geld für einen Besuch in Lhasa hatten, hat uns diese Stadt mit den buddhistischen Palästen und den freundlichen Menschen am meisten begeistert und einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
2) Tigersprungschlucht
Wir in der Tigersprungschlucht
Die Wanderung durch die Tigersprungschlucht war wirklich schön und wir genossen die einsame und friedliche Natur.
3) Mogao Grotten bei Dunhuang
Foto von liegender Buddha-Figur in Magao-Grotten
Ein Muss bei einer Reise entlang der Seidenstraße und definitiv sehenswert sind die alten Mogao Grotten bei Dunhuang. Dabei handelt es sich um ein System aus mehreren hundert Höhlentempel. Die ersten Grotten entstanden im Jahre 366 n.Chr. Nach dem 12.Jahrhundert gerieten sie in Vergessenheit und wurden erst im frühen 20. Jahrhundert wieder entdeckt. Sie beherbergen heute einen der größten buddhistischen Schätze. Die Grotten mit den uralten Wandgemälden und den unzähligen Buddhafiguren waren wirklich beeindruckend. Der Winter ist zudem eine gute Reisezeit um diese zu besichtigen. Statt der sonst täglichen 2000 Besucher waren es im Januar nur 200 an einem Tag.
Essen und Trinken
Das chinesische Essen ist so vielseitig, wie das Land selbst. Jede Region hat ihre eigenen kulinarischen Spezialitäten. Um ehrlich zu sein, hat mir das Essen in China oft überhaupt nicht geschmeckt. Matthias kam hier eher auf seine Kosten, vorallem die scharfen Nudelsuppen hatten es ihm angetan.
Zum Frühstück essen die Chinesen eigentlich das gleiche wie mittags oder abends. Nämlich Nudelsuppe oder gefüllte Teigtaschen. Dazu wird meist ein warmes Glas Sojamilch getrunken. Kaffee ist eine Rarität und mit umgerechnet 4 EUR pro Tasse sehr teuer.
Die uigurische Küche erinnerte uns sehr an die Gerichte in Kirgistan. Ein Nationalgericht, was Matthias mit Vorliebe bestelle war Laghman (selbstgedrehte Nudeln mit Lammfleisch und Gemüse). Und hier gab es auch wieder Nan-Brot und Kebab.
Am Besten hat es uns in Tibet geschmeckt. Da waren vorallem die Momos (Teigtaschen gefüllt mit Yakfleisch oder Gemüse) sehr lecker. Der gesalzene Yak-Buttertee war uns hingegen etwas zu speziell.
Die Küche in der Provinz Sichuan ist einfach nur extrem scharf!!! Hier gibt es den berühmten Chongqing-Feuertopf. Dies ist ein Topf mit extrem scharfer Brühe, in welchem man dann seine Fleisch- und Gemüsespieße köchelt. Ich werde wohl nie vergessen, wie ich nach diesem Essen einen Tag lang eine taube Zunge hatte. Dabei hat Matthias doch nur “ein bischen” scharf bestellt.
Chongqing-Feuertopf in Chengdu
Im ganzen Land wird gerne Hot Pot gegessen. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen köchelnden Topf mit einer würzigen Soße, worin man Gemüse, Fleisch, Pilze, Fisch, Nudeln, … gart.
Um ehrlich zu sein, wussten wir oft nicht, was wir bestellt haben. Wir waren ja schon froh, wenn es eine Speisekarte mit Bildern gab. So wurde jeder Restaurantbesuch zu einer großen Überraschung. Und selbst auf dem Markt oder im Supermarkt waren uns die meisten Lebensmittel fremd. Manchmal konnten wir nur den Kopf, über die für uns merkwürdigen Geschmacksrichtungen schütteln.
Gegessen wird übrigens ausnahmslos mit Stäbchen, auch wenn man Suppe bekommt.
Übernachtung
In China gibt es viele gute Hostels. Der große Vorteil ist, dass man hier die größte Chance hat Jemanden zu treffen, der wenigstens ein paar Brocken Englisch spricht. In Chengdu und Kunming haben wir in wirklich schönen Hostels übernachtet, die an ein IKEA Einrichtungshaus erinnerten.
Bei den Hotels hatten wir das Glück, dass die meisten von vornherein einen Winterrabatt von bis zu 60% gegeben haben. Nicht wundern sollte man sich, wenn man gebeten wird eine Kaution (ca. eine Übernachtung) zu entrichten, diese bekommt man beim Check out selbstverständlich zurück.
Schlechte Erfahrungen haben wir in China mit Buchungsplattformen wie booking.com gemacht. Eigentlich buchen wir sonst keine Unterkünfte vor, aber aufgrund des chinesischen Neujahr wurde uns suggeriert, dass in dieser Zeit alles voll sei. Einmal buchten wir eine Übernachtung über eben genannte Plattform und mussten vorort feststellen, dass diese im Winter geschlossen war (trotz Buchungsbestätigung!). Außerdem sollte man gut aufpassen, denn dort werden auch Unterkünfte angeboten, die gar keine Lizens haben Ausländer aufzunehmen. Trotz dass sie sich “International Youth Hostel” nennen, steht dann im Kleingedruckten “only Mainland citizen”. In Lhasa reservierten wir ein Hostel, wo wir später merkten, dass unser gebuchter Preis dreimal so teuer war. Gott sei Dank war der Mitarbeiter so verpeilt, dass er uns kostenfrei stornieren ließ.
In China nutzten wir auch wieder die Möglichkeit zu Couchsurfen. Aufgrund des chinesischen Neujahr bekamen wir jedoch viele Absagen. Bei uns würde man über Weihnachten wahrscheinlich auch keine Gäste aufnehmen. Aber so lernten wir unter anderem ein sehr nettes amerikanisches Päarchen kennen, die in Xining Englischunterricht gaben. Wirklich legal ist Couchsurfing in China nicht und eigentlich ist der Gastgeber verpflichtet Gäste bei der Polizei anzumelden.
Transport und Straßen
Die Infrastruktur in China ist ausgezeichnet. Die wirklich schnellen Hochgeschwindigkeitszüge ermöglichen es einem die großen Entfernungen in kurzer Zeit zurückzulegen. Wir sind daher meistens mit dem Zug gereist. Gebucht haben wir unsere Tickets über die App CTrip, die wir wirklich empfehlen können. Man zahlt zwar etwas mehr, entgeht aber den Verständigungsproblemen am Bahnhof. Die gebuchten Tickets muss man noch ausdrucken lassen. Am Bahnhof ist dies kostenlos, an einem Ticketoffice in der Stadt zahlt man dafür nochmal 5 CNY. In den Zügen gibt es ganz verschiedene Klassen und Sitzkategorien – sleeper, hard seat, soft seat, etc. Bei längeren Strecken ist es ratsam etwas mehr in den Komfort zu investieren. Hingegen bei kürzen Strecken tut es auch ein einfacher Platz in der 2.Klasse. Die Sitzplatznummern kann man nicht buchen, diese werden erst beim Ausdrucken zugeteilt. Am Bahnhof wartet man in der Wartehalle, eine halbe Stunde vor Abfahrt beginnt das große Anstellen, denn erst kurz vor Abfahrt des Zuges wird man auf das Bahngleis gelassen.
Auch die Busse sind für kurze Strecken gut geeignet. Die Sicherheitskontrollen sind allerdings ähnlich streng, wie am Bahnhof. Theoretisch sind in den Bussen und Zügen alle “gefährlichen” Gegenstände, wie Schere, Deospray, Taschenmesser, Spiritus, etc verboten. Dies wird allerdings unterschiedlich streng gehandhabt. Unser Mitreisender im Zugabteil von Lhasa nach Chengdu hat fast einen Herzinfarkt bekommen, als er sah, dass wir mit unserem Taschenmesser einen Apfel schälten. Er versuchte uns wild gestikulierend darauf aufmerksam zu machen, dass dies verboten sei.
Taxifahren ist in China nicht ganz günstig, aber zumindest wird man nicht beschissen, da die meisten mit Taxameter fahren. Mit Hilfe der App Baidu kann man auch die öffentlichen Verkehrsmittel in den Städten nutzen. Allerdings sollte man sich die Handhabung vorher von einem Chinesen zeigen lassen, da alles nur in Mandarin geschrieben ist. Eine innerstädtische Busfahrt kostet je nach Stadt zwischen 1-3 CNY.
Einmal sind wir in China getrampt um von Turpan in die Ruinenstadt Jiaohe zu gelangen. Auf dem Hinweg fanden wir auch eine Mitfahrgelegenheit, auf dem Rückweg waren wir allerdings auf ein Taxi angewiesen. Ohne Chinesischkenntnisse ist Trampen äußerst kompliziert.
Wer über das chinesische Neujahr (dauert insgesamt 3-4 Wochen) reist, sollte tatsächlich einige Wochen im vorraus buchen. Als wir überlegten noch einen Abstecher nach Peking zu machen, mussten wir feststellen, dass alle annehmbaren Plätze/Züge schon ausgebucht waren.
Wetter
Als wir im Januar in Westchina ankamen herrschte noch tiefster Winter mit bis zu 20 Minusgraden. In dem wir uns immer mehr in den Süden vortasteten, kam auch der Frühling zurück. Für uns war es fast eine Befreiung, als wir in Kunming wieder frühlingshafte 20 Grad hatten und blühende Parks und Gärten vorfanden.
Telekommunikation
Was soll man dazu sagen? China hat wohl die schärfste Internetzensur weltweit, welche auch als Great Fire Wall bezeichnet wird.
Internetdienste von Twitter, Facebook, Google, YouTube, ausländischen Nachrichtendiensten, etc sind blockiert. Eigentlich ist alles gesperrt, was nicht selbst aus China kommt. Und die chinesische Regierung ist clever. Mittlerweile werden auch VPN-Verbindungen, mit denen sich Internetsperren umgehen lassen, technisch gestört. Wir haben gute Erfahrungen mit dem kostenpflichtigen Anbieter 12VPN gemacht. Aber auch bei uns schwankte die Internetverbindung von schnell bis zu extrem langsam und dies von einer Sekunde auf die nächste.
Standard WLAN Passwort in China
Ansonsten ist die Versorgung mit WLAN in China gut. Wer sich in ein fremdes Netz einwählen möchte, kann als Passwort 88888888 versuchen. Das hat sehr oft funktioniert 😄. Will man mit Chinesen kommunizieren, kommt man an dem Messengerdienst WeChat nicht vorbei. Allerdings fordert diese App sämtliche Berechtigungen ein – der gläserne Mensch wird so Realität.
Unsere chinesische Simkarte, die wir nur unter größter Anstrengung bekamen, verweigerte nach gerade mal 10 Tagen ihre Dienste.
Geld
In China zahlt man mit chinesischen Renminbi Yuan (CNY). Das Geldabheben mit Visakarte war überall problemlos und kostenfrei möglich, wie zum Beispiel an der SPD Bank.
Leider war China eines der teuersten Länder auf unserer Reise. Dabei verschlangen vorallem die hohen Fahrtkosten und Eintrittspreise unser Budget.
Sprache
In China hatten wir die größten Sprach- und Kommunikationsschwierigkeiten. Die meisten Chinesen sprechen gar kein Wort Englisch. Und Chinesisch zu lernen gaben wir recht schnell wieder auf. Wir haben es ja nicht mal geschafft nǐ hǎo (Guten Tag) in der richtigen Tonlage auszusprechen. Die Kommunikation fand beiderseits oft mittels ÜbersetzungsApp statt, was teilweise lustige Ergebnisse lieferte. So wurde ich bei einer Sicherheitskontrolle am Bahnhof gefragt, ob ich “desert sand” dabei habe. Letztendlich wollten sie wohl mein Deospray wegnehmen, aber Wüstensand hatte ich nun wirklich nicht dabei.
Sowieso hatten wir hier die lustigsten Verständigungsprobleme.
– Als ich einen Kaffee bestellte, bekam ich ein grünes Algengetränk.
– Als ich im Restaurant nach der Toilette fragte, wurde mir kurz darauf ein Schälchen Reis serviert.
– Als sie merkten, dass wir kein Chinesisch sprechen, schrieben sie die Antwort mit chin. Schriftzeichen auf.
Auszeichnungen auf Englisch suchten wir vergeblich. Wenn mal was auf Englisch angeschrieben war, war dies voller Rechtschreibfehler, machte inhaltlich keinen Sinn oder die Information war einfach nur unnütz. Unsere Lieblingsinformation am Bahnhof in Panzhihua war, dass man als behinderter Soldat 50% Preisnachlass bekommt. Einen Fahrplan auf Englisch gab es hingegen nicht.
Schließen möchten wir unseren China-Bericht mit einem lustigen Video von tanzenden Chinesen im Volkspark.
Ein chinesischer Couchsurfer, erklärte uns nämlich, dass China das Land des Lächelns mit den freundlichsten Menschen sei. Ganz nebenbei unterrichtete dieser “international relations” an der Uni, war aber noch nie im Ausland. Wir ließen diesen Satz einfach mal unkommentiert stehen.
Eure Reise durch China und die Bilder sind sehr interessant zulegen, ich staune, wie ihr das alles so hinkriegt, ihr seid eben Reiseprofis, weiterhin viel Spaß und bleibt behütet und bewahrt Eure Elke