Backpacking im Iran

Iran Nov 24, 2016 No Comments
Matthias&Tabea in der Lut Wüste im Iran

Iran war eines der Länder, auf das wir uns am meisten auf unserer Reise gefreut haben – und wir wurden nicht enttäuscht! Nach 30 Tagen Backpacking im Iran, müssen wir feststellen, dass ein Monat nicht ausreicht dieses Land, welches 4,5 mal so groß ist, wie Deutschland ausreichend zu entdecken. Wir werden also auf jeden Fall wiederkommen und geben hier eine kleine Zusammenfassung und Tipps von unseren Erlebnissen.

 

Highlights

Wie man an unseren Beiträgen über den Iran vielleicht schon gemerkt hat, haben wir in diesem Land so viel erlebt und gesehen, dass fast jeder Tag ein Highlight für sich war.

  1. Die heilige Stadt Mashhad mit dem Imam-Reza-Schrein ist auch für Nicht-Muslime ein beeindruckedes Erlebnis.
  2. Der Iran besteht zu über 50 % aus Wüste, wir durften dieses Naturphänomen in der Lut-Wüste kennen lernen.
  3. Die Städte Isfahan, Shiraz und Yazd sind ein Muss für jede Iranreise und haben uns alle auf ihre eigene Art fasziniert.
  4. Die Insel Qeshm am Persischen Golf ist wegen ihrer Naturschönheiten besonders sehenswert.
  5. Auf dem Weg zur Rudkhan Festung konnten wir uns körperlich betätigen und fühlten uns an den deutschen Wald erinnert.

 

Essen und Trinken

Ein Nationalgericht, was man überall bekommt ist Kebab (gegrillter Fleischspieß). Dazu wird oft Reis serviert, welcher am besten schmeckt, wenn er noch mit Safran verfeinert wurde. Die Gewürze im Iran sind nicht nur schön anzusehen, sondern ein echtes Geschmackserlebnis.

Fleischesser kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten, denn es wird „alles“ vom Tier gegessen. Eine ganz besondere Leckerei war zum Beispiel Schafskopfsuppe zum Frühstück. In vielen Restaurants wird außerdem Dizi (Fleischeintopf) serviert.

Als Vegetarier hat man es da schon etwas schwieriger. Mein Lieblingsgericht war Kuku sabzi (eine Art Kräuteromelette). Ansonsten gab es auch fast überall Falafel. Gegessen wird übrigens traditionell auf dem Boden im Schneidersitz.

Oft haben wir uns an den vielen Straßensnacks verköstigt. So gab es zum Beispiel in Tabriz Labu (heiße rote Beete) oder Boreli (dicke Bohnen mit Essig und Salz) in Rasht.

Und das frisch gebackene Brot ist absolut genial, auch wenn es wie ein Badvorleger aussieht. Dieses heißt Sangak und wird auf heißen Steinen gebacken.

Das Beste im Iran waren jedoch die vielen leckeren Süßigkeiten. Hier ist nur eine kleine Zusammenfassung unserer süßen Highlights.

Alkohol ist im Iran strikt verboten und wird mit bis zu 72 Peitschenhüben bestraft. Deshalb haben wir davon lieber die Finger gelassen und uns den leckeren Limonaden gewidmet, welche allerdings fälchlicherweise als alkoholfreies Bier ausgegeben werden.

 

Übernachtung

Der Iran verfügt über ein gutes Netz an Übernachtungsmöglichkeiten, jedoch sind Jugendherbergen (Hostels) noch eine Seltenheit. Wissen sollte man, dass Buchungsplattformen wie booking.com oder AirBnb im Iran nicht funktionieren. Wir haben nach Unterkünften im Reiseführer recherchiert und uns vor Ort nochmal umgeschaut. In den Hotels muss man für die Dauer seines Aufenthaltes den Pass abgeben. Es empfiehlt sich daher immer eine Kopie des Passes und des Visums bei sich zu haben.

Trotz, dass es Iranern eigentlich verboten ist Ausländer bei sich zu Hause zu beherbergen, hat der Iran eine der größten Couchsurfing Communities. Um die wahre Gastfreundschaft der Iraner kennen zu lernen, sollte man sich diese Chance nicht entgehen lassen.

Die Iraner zelten zudem unheimlich gerne, vorallem an Nowruz (iran. Neujahr). Dabei gibt es wenige offizielle Zeltplätze. Man kann sein Zelt einfach in jedem Park aufstellen, oder wie man sieht nicht ganz in jedem.

Transport und Straßen

Die Infrastruktur im Iran ist ausgezeichnet, die Straßen und das Zugnetz sind gut ausgebaut. Um die großen Entfernungen zwischen den einzelnen Städten zu überwinden und wenig Zeit zu verlieren, haben wir oft einen Übernachtbus genommen. Dabei sind die VIP Busse echt zu empfehlen. Man hat viel Komfort und bekommt noch einen Snack oder eine Lunchbox gratis.

Den Zug haben wir nur einmal genutzt um von Mashhad an die turkmenische Grenze nach Saraghs zu kommmen. Normalerweise sollte man die Zugtickets einige Tage im Vorraus buchen. Außerdem muss man wissen, dass in den meisten Zügen bei Übernachtfahrten eine strikte Geschlechtertrennung herrscht. Wenn man also mit seinem Partner im selben Abteil reisen möchten, sollte man ein ganzes Familienabteil für sich reservieren, was wiederum sehr teuer ist.

Wirklich nervig im Iran war der Ärger mit den Taxifahrern. Zum Einen gibt es offizielle (gelbe Farbe) und inoffizielle Taxis. Zum anderen fungieren einige Taxi auch als Sammeltaxis und sind somit viel günstiger. Dieses System zu verstehen ist nicht ganz einfach und auch die Iraner werden von den Taxifahrern übers Ohr gehauen, wenn sie in einer anderen Stadt sind. Den richtigen Preis zu verhandeln ist ebenfalls eine Sache für sich, hatten wir doch oft das Gefühl beschiessen zu werden.

 

Wetter

Wie heißt es so schön, der Iran hat vier Jahreszeiten und so konnten wir im November einmal alle erleben. Im Zentraliran genossen wir frühlingshafte Temperaturen, am Persischen Golf schwitzten wir uns einen Ast ab, in Masuleh wurden wir von einer herbstlichen Nebelfront überrascht und in Mashhad bibberten wir vor Kälte.

 

Telekommunikation

Der Iran blockiert nach China die meisten Websites. So sind Seiten wie zum Beispiel Facebook, YouTube, Amazon, diverse Nachrichtensender etc. gesperrt. Daher lohnt es sich auf jeden Fall vorher einen VPN Tunnel einzurichten.

Internetzensur im Iran
Internetzensur im Iran

WLAN wird zwar von den meisten Hotels angeboten, ist aber oft sehr lahm und meist auf nur 200 MB/Tag begrenzt.

Wir hatten eine iranische Simkarte der Marke Irancell von einer anderen Reisenden geschenkt bekommen. Für 150.000 IRR (ca. 4 EUR) erwarben wir ein Datenvolumen von 3GB, was die Kommunikation mit Einheimischen erheblich erleichterte.

 

Geld

Im Iran zahlt man mit iranischen Rial – einer der wertlosesten Währungen der Welt. Für einen Euro bekamen wir (November 2016) ca. 39.000 IRR – man wird hier also schnell Millionär.

Iranische Rial
Iranische Rial

Wichtig ist, sein gesamtes Geld vorher in bar mitzuführen. Aufgrund der Sanktionen und dem Ausschluss vom internationalen Bankenverkehr kann man im Iran kein Geld am Automaten abheben, d.h. Kreditkarten, Maestrokarten oder Travellercheques kann man gleich zu Hause lassen. Seine Euros oder US-Dollar sollte man in Wechselstuben oder auf dem Schwarzmarkt tauschen. Wir hatten eine lustige Begebenheit, als wir in einer Bank unser Geld tauschen wollten. Ein Bankangestellter nahm uns zur Seite, ging mit uns vor die Tür und meinte, wir sollten lieber auf dem Schwarzmarkt gehen, dort bekämen wir einen besseren Kurs und er führte uns selbst noch zu einem Juweliergeschäft zum Geldwechseln.

Um etwas Verwirrung zu stiften, gibt es im Iran quasi noch eine zweite Währung, den Toman. Dieser enspricht einem Zehntel weniger (also einfach eine Null weg lassen). Preise im Supermarkt sind meist in Rial ausgezeichnet, während im täglichen Leben und auf dem Markt in Toman verhandelt wird. Deswegen sollte man immer nachfragen, welche Währung gemeint ist. Die Teheraner Regierung hat jedoch erst vor kurzem angekündigt den Toman, als künftige Währung einführen zu wollen.

 

Sprache

Persische Zeitung
Persische Zeitung

Im Iran spricht man Farsi (persische Sprache), nicht zu verwechseln mit Arabisch. Viele Iraner sind sehr gebildet und wir konnten uns meist problemlos mit jemandem in Englisch verständigen. Überrascht waren wir auch, dass wir einige, vorallem ältere Herren getroffen haben, die noch sehr gut Deutsch sprachen, da sie in den 80er Jahren mal in Deutschland studiert hatten. Trotzdem lohnt es sich ein paar Worte Farsi zu lernen, wie zum Beispiel salaam für Guten Tag oder motsahkerm für Danke. Außerdem ist es ratsam die Zahlen zu erkennen, sodass man im Supermarkt die Preise lesen kann oder im Bus seinen Platz findet.

۰ 0      ۱ 1      ۲ 2      ۳ 3      ۴ 4      ۵ 5      ۶ 6      ۷ 7      ۸ 8      ۹ 9      ۱۰ 10

 


Gesetze und Verbote

Religionsführer des Landes
Religionsführer des Landes

Alles geschieht unter den Augen von Imam Khomeini und Ayatollah Khameini. Die geistliche Führung des Iran schaut einen nämlich von überall an.

Man hat manchmal das Gefühl, das iranische Leben besteht nur aus Gesetzen und Verboten. Womit man wahrscheinlich als erstes konfrontiert wird, ist die Pflicht als Frau ein Kopftuch tragen zu müssen. Auch der Rest der Kleidung darf nicht zu freizügig sein. Das heißt die Arme und Beine müssen bedeckt sein und die Bluse sollte so lang sein, dass sie mindestens den Hintern bedeckt. Sollte man sich nicht an die Kleidervorschriften halten, wird man von der Sittenpolizei ermahnt. Allerdings haben wir viele Iranerinnen gesehen, wo das Kopftuch sehr leger getragen wurde.

In dem Gottesstaat gibt es noch viel mehr Verbote. So dürfen Iraner keine westliche Musik (Rap, HipHop, Metal,…) hören, sie dürfen nicht Tanzen, Frauen dürfen nicht Singen und das Austauschen von Zärtlichkeiten außerhalb der Ehe ist natürlich auch verboten. Der  Religionsführer Khamenei hat sogar vor einigen Monaten eine Fatwa erlassen, die es Frauen verbietet, in der Öffentlichkeit und vor Fremden Rad zu fahren.

Unsere Erfahrung war, dass die meisten jungen Iraner ein ganz normales Leben führen und in den eigenen vier Wänden sich niemand an diese Vorschriften hält.

Hier nur ein paar Beispiele dafür. Einer unserer Gastgeber hat uns zum Abendessen ganz selbstverständlich Wein angeboten. Wir waren zunächst schockiert, da doch das Trinken von Alkohol im Iran strikt verboten ist. Dann führte er uns ins Kinderzimmer, wo er vier Fässer mit selbsthergestelten Wein lagerte bzw. versteckte. Als wir in der Wüste Lut waren, sahen wir eine Gruppe junger Iraner, die ausgelassen tanzten und feierten und dabei auch ihr Kopftuch abnahmen. Einige wenige mutige Frauen trauten sich auch in der Öffentlichkeit Fahrrad zu fahren. Und in Teheran wurde uns von den legendären Hauspartys berichtet.

 


Skurilles

Im Straßenbild fällt einem auf, dass viele Frauen aber auch Männer ein Nasenpflaster tragen. Was ist denn da passiert, fragten wir uns. Im Iran werden im weltweiten Vergleich die meisten Nasenkorrekturen durchgeführt. Wenn man nur einen kleinen Teil des Gesichts sieht, soll dieser perfekt sein. Das lustige daran ist , dass einige auch ein Nasenpflaster tragen ohne eine OP gehabt zu haben, einfach als Statussymbol.


Im Iran gilt Naseschnäutzen in der Öffentlichkeit als extrem unhöflich und unappetitlich.


In fast allen Bereichen des Lebens wird eine Geschlechtertrennung vorgenommen. Im Bus müssen Frauen hinten einsteigen. In der U-Bahn gibt es ein extra Abteil für Frauen. Und selbst in der Bibliothek gab es getrennte Leseräume für Männer und Frauen.


Auf den Inseln Qeshm und Hormuz tragen viele Frauen eine Maske vor dem Gesicht. Genau, konnte man uns den Grund dafür nicht erklären. Es soll wohl eine Art Sonnenschutz darstellen.


Im Iran gibt es Haarshampoos mit diversen Geruchsoptionen, am skurillsten fanden wir das Garlic Shampoo.


Seinen Tee trinkt man im Iran, indem man das Stück Zucker in den Mund nimmt und beim Trinken den Tee im Mund süßt. So spart man sich den Teelöffel zum Umrühren.


 

Was denken Iraner über Deutschland?

Es verging fast kein Tag an dem wir nicht von Iranern auf der Straße angesprochen wurden und sie wissen wollten, wie uns der Iran gefällt, woher wir kommen und wie das Leben in Deutschland ist. Dabei waren wir überrascht, wie gut sie sich mit deutscher Literatur, Politik, Fußball, Philosophie, etc. auskannten – besser als wir selbst. Etwas merkwürdig worden die Gespräche, wenn es um die deutsche nationalsozialistische Vergangenheit ging. So schienen einige Iraner damit überhaupt kein Problem zu haben und fanden teilweise noch lobende Worte für Hitler. Hier haben wir mal einige Aussagen „Was denken Iraner über Deutschland?” gesammelt.

 


Angela Merkel ist sehr hübsch und aktiv. Sie soll eine Pipeline mit Weißbier in den Iran verlegen. (Älterer Herr in Isfahan, der mal in Deutschland studiert hat)


I want to have a German girlfriend – they have more experience. (Student in Kerman)


You don’t know Professor Samii? Nachdem uns bereits drei Leute auf Prof. Samii ansprachen und wir immer zugeben mussten, noch nie von ihm gehört zu haben, recherchierten wir im Internet. Prof. Samii ist ein berühmter deutsch- iranischer Neurochirurg, den im Iran einfach jeder kennt.


If you be honest, not everything about Hitler was bad. He really powerd the German economy. (Gastgeber in Ardabil)


That Angela Merkel opened the door will cause many problems in Germany. (Passant in Shiraz)


Goethe is the best poet in the world. He also translated Hafez. (Literaturstudent in Yazd)


Germany is my second home. Why, have you been to Germany? No but I really like Nietzsche, Heidegger,… . (Philosophiestudent in Kerman)


We like German people because they are Arier like we. (Herr in Teheran)

Tabea

Copyrighted Image